Süddeutsche Zeitung

Hörfunktipps:Im Abseits

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Die eigene Vergangenheit war nach dem Zweiten Weltkrieg für viele allzu beschämend, um sie zur Sprache zu bringen. Frank Witzel holt das für sie nun in einer Groteske nach. Auch in etlichen anderen Sendungen geht es um Verlierer der Geschichte.

Von Stefan Fischer

Ein Hör- und Sehspiel über das Schweigen hat Frank Witzel geschrieben: Es gibt eine Radiofassung von Die apokalyptische Glühbirne (Bayern 2, Sonntag, 15 Uhr) und zudem einen Film, der bereits auf der Webseite www.br.de/hoerspiel zu sehen ist. Es geht um traumatische Erlebnisse, die ihre Wurzeln in der Nazizeit haben; erzählt über die fiktive Briefhinterlassenschaft eines Mannes, der seit dem neunten Lebensjahr in Psychiatrien abgeschoben worden ist. Und dessen Schicksal seine Familie unter der Decke gehalten hat. Das Hörspiel hat Leonhard Koppelmann inszeniert, der ergänzende Experimentalfilm stammt von Norbert Schliewe. Er besteht unter anderem aus Zeichnungen, die Frank Witzel angefertigt hat. Diese Zeichnungen stellen wiederum jene Bilder dar, die Witzels Protagonist im Hörspiel malt - das viele absurde und groteske Momente hat (). Martin Sperr hat in seinen Landshuter Erzählungen geschildert, wie die Nachkriegsgesellschaft der 1950er-Jahre viel zu sehr mit dem Wirtschaftswunder beschäftigt war, als dass sie sich mit der unmittelbaren Vergangenheit auseinandersetzen wollte - der Text ist 1969 als Hörspiel inszeniert worden, mit Therese Giehse, Ruth Drexel und Hans Clarin (Bayern 2, Samstag, 15.05 Uhr).

Das Kulturfeature Traum und Tragödie behandelt Russlands Schicksalsjahr 1917, in dem zwei Revolutionen das Land radikal verändert haben (WDR 3, Samstag, 12.04 Uhr). Eine Woche darauf geht es auf dem Sendeplatz dann darum, wie sich diese Entwicklungen auf das Kulturschaffen ausgewirkt haben: Die Revolution hat mi ch zum Künstler gemacht. In Viel gut essen fährt Sibylle Berg das Leben eines weißen, heterosexuellen Mannes an die Wand, der zusehen muss, wie Frauen, Homosexuelle und Ausländer gesellschaftlich an ihm vorbeiziehen (MDR Kultur, Sonntag, 18 Uhr; WDR 3, Donnerstag, 19.04 Uhr).

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Quelle:
SZ vom 28.10.2017
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