Hörfunktipps:Gretchenfragen
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Die Erinnerung ist trügerisch, eher an Wünschen orientiert als an Fakten. Das führt im Radio zu bemerkenswerten Erzählungen über das eigene Leben und die Historie.
Von Stefan Fischer
Filmstoffe
Der Produzent Dino de Laurentiis hat das Drehbuch abgelehnt, deshalb ist Federico Fellinis Die Reise des Giuseppe Mastorna nie gedreht worden. Felix Partenzi hat den Stoff jedoch 2006 als Hörspiel inszeniert - die übersinnliche, verstörende Reise des Helden durch sein eigenes Leben. Fellini würde demnächst 100 Jahre alt, weshalb das Stück nun mehrfach wiederholt wird (MDR Kultur, Montag, 22 Uhr; WDR 3, 20. und 21.1., 19.04 Uhr; Bayern 2, 25.1., 15.05 Uhr). Überdies lesen Mario Adorf und Otto Sander aus Fellinis Briefwechsel mit Georges Simenon: Carissimo Simenon - Mon cher (MDR Kultur, Montag und Dienstag, 9.05 Uhr). Cut Up the Border ist die akustische Adaption eines realisierten Films, Step Across the Border (DLF Kultur, Nacht zu Freitag, 0.05 Uhr).
Gretchenfragen
Vor mehr als 70 Jahren hat Ernst Schnabel Hörer gebeten, ihm ihren Ablauf eines bestimmten Tages zu schildern. Daraus hat er ein Szenario der deutschen Nachkriegsnöte montiert: Der 29. Januar 1947 (DLF, Samstag, 20.05 Uhr). Auf jahrelanger Befragung basiert auch Walter Kempowskis Hörspiel Haben Sie Hitler gesehen? von 1973. Die Antworten summieren sich zu einem politischen Psychogramm der frühen Siebziger (DLF, Dienstag, 20.10 Uhr).
Lebensspuren
Einen modernen Mann ohne Eigenschaften hat Mirna Funk entworfen in ihrem Hörspiel Auf einem einzigen Blatt Papier (Bayern 2, Sonntag, 15 Uhr). Ein ganzes Leben, das sich über das gesamte 20. Jahrhundert erstreckt, schildert Robert Seethaler in seinem Hörspiel - es ist die Geschichte eines empfindsamen Außenseiters in einer brutalen Welt (HR 2, Sonntag, 14.04 Uhr). Ins Märchenhafte, Metaphysische driftet das in Japan angesiedelte Hörspiel Unter Schnee, das zwei Studenten mit der kulturellen Vergangenheit ihrer Heimat konfrontiert (WDR 3, Montag bis Donnerstag, 19.04 Uhr).