Hörfunktipps:Dunkle Zeiten

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Jules und Jim, 1961, François Truffaut. (Foto: JULES UND JIM/obs)

Nazis, Neonazis, Gaddafi, Familiengeheimnisse und ein beispielloser Anschlag - das Radioprogramm bietet ziemlich viele Abgründe. Und als Kontrast eine Liebesgeschichte.

Von Stefan Fischer

Bereits 1947 hat Victor Klemperer sein Buch über die Sprache des Dritten Reichs veröffentlicht, die Lingua Tertii Imperii, kurz LTI. Er beschreibt, wie die Nationalsozialisten Wörter und Begrifflichkeiten mit neuen Bedeutungen versehen haben - und wie sehr die Menschen das verinnerlicht haben, sodass diese LTI auch nach 1945 noch sehr gebräuchlich war. Tilman Hecker hat daraus ein Hörspiel destilliert (Kulturradio RBB, Sonntag, 14.04 Uhr). Mit Neonazis hat man es in der Groteske German National Tours zu tun: Ein Reiseveranstalter bietet Touren in "national befreite Zonen" als Touristenspektakel an - ein rundum zweifelhaftes Angebot (WDR 3, Dienstag, 19.04 Uhr).

Wenn Staaten zerbrechen, sich die soziale Ordnung auflöst, hat das gravierende Folgen. Das Hörspiel Dark Ages von Milo Rau befasst sich damit am Beispiel des Jugoslawienkriegs, King of Kings von Oliver Sturm ist eine Libyen-und-Gaddafi-Parabel (NDR Info, Sonntag, 21 Uhr). Um Motive und Hintergründe einer terroristischen Verschwörung dreht sich Joseph Conrads Der Geheimagent - die britische Regierung soll durch einen beispiellosen Anschlag zu einer Reaktion provoziert werden in diesem Hörspiel in zwei Teilen (WDR 3, Dienstag und Mittwoch, 19.04 Uhr). Eine Geschichte über Repression und Rebellion im Privaten ist Ulrich Plenzdorfs freiheitssehnsüchtiges Stück Kein runter kein fern (DLF, Dienstag, 20.10 Uhr). Von menschlichen Abgründen und wie man sie mit Hilfe der Moral überbrückt, handelt T. S. Eliots Die Cocktail Party (Bayern 2, Samstag, 15.05 Uhr). Gerold Duckes Hörspiel Weiße Hirsche ist eine Auseinandersetzung mit familiärer Vergangenheit (SR 2, Sonntag, 17.04 Uhr). Zum Schluss aber eine Liebesgeschichte: Exakte Visionen, über die Beziehung von Helen Hessel zu ihrem Mann und zu Henri-Pierre Rouché - Truffaut hat sie als Jules und Jim verfilmt (Bayern 2, Sonntag, 15 Uhr).

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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