Hörfunk-Adaption:Nichtwähler

Im Radio verzichtet "Terror" nach dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach auf den Richterspruch des Publikums - eine weise Entscheidung der Macher des Hörspiels.

Von Stefan Fischer

Das Radio verhält sich klüger als das Fernsehen. Zumindest in diesem Fall. Der NDR hat Ferdinand von Schirachs Terror nun auch als Hörspiel inszeniert. Der Sender macht daraus, anders als die ARD vor einem Monat mit ihrer TV-Fassung, aber kein bedenkliches Volksgericht mit dem Publikum im Schöffenstand. Wo immer Terror im Theater aufgeführt wird, stimmen die Zuschauer ab, ob sie die Hauptfigur, einen Kampfpiloten der Bundeswehr, für unschuldig halten oder lebenslänglich bestraft sehen wollen. Das Fernsehen hat es genauso gehalten. Schwarz oder weiß, Grautöne ausgeschlossen.

In dem Stück schießt der Kampfpilot widerrechtlich ein sich in der Gewalt von Terroristen befindliches Passagierflugzeug ab, um Zehntausende Menschen in einem Fußballstadion zu retten, in das die Maschine gelenkt werden soll. Dafür wird er angeklagt, und es geht in der Verhandlung darum, ob es rechtens ist, Menschen zu töten, wenn dies das kleinere Übel ist.

Das Dilemma wird in Ulrich Lampens Inszenierung gründlich dargestellt, mit Jakob Diehl als Pilot, Thomas Loibl als dessen Verteidiger, Karoline Eichhorn als Staatsanwältin und Ulrich Noethen in der Rolle des Richters. Das Hörspiel endet mit den Plädoyers, an die sich noch die Frage der Staatsanwältin anschließt, ob der Pilot auch geschossen hätte, wenn seine Familie an Bord gewesen wäre - er beantwortet sie nicht, weil er sie sich nicht stellen möchte. Der Angeklagte schließt mit dem Satz, dass er auf das letzte Wort verzichtet, da alles gesagt sei. So ist es, sieht man davon ab, dass auch in der Radiofassung einige rechtlich relevante Aspekte unter den Tisch fallen. Es gibt aber keine Akklamation. Nur die Möglichkeit, sich die zwei in der Logik des Stückes denkbaren Urteile anzuhören, unter www.ndr.de/radiokunst.

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(Foto: Markus Zinner/obs)

Statt den Stammtisch hinterher gibt es auf NDR Info zusätzlich vorab ein Feature über Angst vor terroristischer Bedrohung. Von der sich der Autor Lorenz Schröter, bekannt dafür, sich selbst einzubringen, nicht anstecken lässt. Deeskalation statt Aufwiegelung.

Terror, NDR Info, Sonntag, 21.05 Uhr.

Angst, NDR Info, Sonntag, 11.05 Uhr.

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