Süddeutsche Zeitung

Hilfe für Flüchtlinge:St. Pauli will nicht mit der "Bild" spielen

Lesezeit: 1 min

Wir helfen. Unter diesem Motto ruft die Bild-Zeitung seit Tagen zur Flüchtlingshilfe auf. Zusammen mit "Ein Herz für Kinder" sammelt das Blatt Spenden und animiert nach eigenen Angaben auch Politiker, Manager und Prominente zum Mitmachen. Vizekanzler Gabriel trägt den dazugehörigen Button, Daimler Chef Dieter Zetsche sicherte der Bild eine Million Euro zu.

Am Wochenende will die Bild noch größere Aufmerksamkeit erzeugen und alle 36 Erst- und Zweitligaklubs der Fußball-Bundesliga dazu bewegen, den Button auf ihren Trikotärmeln zu tragen. Das wäre nicht nur viel Werbung für die Flüchtlingshilfe, denn das Logo steht nicht für sich allein. Unter dem Slogan "Wir helfen - #refugeeswelcome" prangen außerdem die Logos von Hermes und eben der Bild. Also Werbung für eine gute - und für die eigene Sache.

Bei der Aktion machen alle Klubs bislang mit. Alle, bis auf einen. "Der FC St. Pauli steht für eine Willkommenskultur, und wir handeln damit auf eine Art und Weise, die unseren Club schon seit Jahrzehnten ausmacht. Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird", erklärte der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig auf dpa-Anfrage. Statt des "Wir helfen"-Buttons will der Tabellendritte lieber weiterhin das normale Sponsoren-Logo auf den Trikots zeigen.

Bei der Bild können sie die Entscheidung des Clubs nicht nachvollziehen. Auf Twitter unterstellt Kai Diekmann dem Verein, der gerade erst 1000 Schutzsuchende zu einem Testspiel eingeladen hat, kein Herz für Flüchtlinge zu haben:

Die Reaktionen auf diese Anschuldigung lassen nicht lange auf sich warten - und das Pendel schwingt zurück, gegen den Bild-Chef. Unter #bildnotwelcome bricht sich die Empörung Bahn. Der Hashtag wird am Mittwoch zum meistverwendeten in Deutschland. Viele Nutzer werfen der Bild vor, selbst Hetze gegen Flüchtlinge betrieben zu haben und bezeichnen die Aktion als scheinheilig. Einige fordern auch andere Bundesligavereine auf, dem Beispiel St. Paulis zu folgen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2651285
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/cag
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.