Hilder scheitert im MDR:Chance für den Krisensender

Traurig darüber, dass Bernd Hilder bei der Intendantenwahl gescheitert ist, scheint im MDR-Rundfunkrat niemand zu sein. Vielmehr freuen sich die Mitglieder, sich mit ihrem Nein gegen zu viel staatliche Einflussnahme gewehrt zu haben: Der 52-jährige Hilder war der Wunschkandidat der CDU. Doch einer der größten ARD-Sender verdient einen angemesseneren Kandidaten.

Christiane Kohl

Im Mitteldeutschen Rundfunk ist die Wahl des neuen Intendanten grandios gescheitert. Der Kandidat der sächsischen Staatskanzlei, Bernd Hilder, erhielt nur zwölf von 43 Stimmen.

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Mit seinem Nein wendet sich der MDR-Rundfunkrat gegen zu viel staatliche Einflussnahme - und hat dadurch die Chance auf einen Neuanfang.

(Foto: dpa)

Doch niemand scheint traurig darüber zu sein. So freuten sich viele Mitarbeiter des Senders, der die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Radio- und Fernsehprogrammen versorgt, am Montag unverhohlen über die gescheiterte Wahl. Und auch der Chef des Rundfunkrats, jenes Gremiums, in dem die Abstimmung stattfand, zeigte sich ersichtlich hochzufrieden: "Ich habe einen tollen Rundfunkrat", erklärte er freudestrahlend und befand, das Gremium habe endlich seine Unabhängigkeit gezeigt.

Der gescheiterten Intendantenwahl war ein beispielloser Kampf um die Macht in der für die Medienlandschaft in Ostdeutschland sehr bedeutenden Anstalt vorausgegangen. Mit allen Mitteln hatten CDU-Vertreter versucht, den Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung durchzuboxen, der als konservativ gilt.

Doch selbst unter Unionsmitgliedern blieb der Journalist umstritten. Ihm wird nicht allzu viel Rundfunkerfahrung nachgesagt. So hatte man im siebenköpfigen Verwaltungsrat Anfang September allein vier Wahlgänge gebraucht, bis sich unter den CDU-Vertretern in dem Gremium eine Mehrheit für Hilder herausgebildet hatte.

So ist die gescheiterte Wahl nun tatsächlich ein gutes Zeichen: ein Zeichen dafür, dass sich die Rundfunkräte gegen allzu viel Einflussnahme zur Wehr setzten. Und insbesondere für den MDR handelt es sich um eine gute Nachricht: Die Leipziger Anstalt ist einer der größten Sender in der ARD. Sie hat einen angemessenen Kandidaten verdient.

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