Süddeutsche Zeitung

TV-Tipps zum Wochenende:Die Flatterhaften

Niemand steht gerne als Trottel da. Auch die Helden in den sehenswertesten Filmen des Fernseh-Wochenendes kämpfen hartnäckig darum, eine gute Figur abzugeben. Manche vergeblich.

Von Milan Pavlovic

(500) Days of Summer

Liebesfilm, RTL 2, Samstag, 20.15 Uhr

Diese kunterbunt choreografierte Chronologie einer Beziehung auf wackligen Beinen überrascht bereits mit der Berufswahl des Helden: Der junge Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Gruß- und Trauerkarten-Autor. Er ist auch deshalb ein Meister seines Fachs, weil er ein hoffnungsloser Romantiker ist. Das wiederum ist eine Gefahr für seine Verstrickung mit der eher flatterhaften Summer (Zooey Deschanel), die praktisch jeden Tag aufs Neue erobert werden muss. Amouröse Hürden sind auf RTL 2 schon früh morgens zu bestehen: An der Seite von Annette Bening erfährt Michael Douglas in Hallo Mr. President (Samstag, 8.10 Uhr), wie schwer es für den Chef des Weißen Hauses ist, romantisch zu werden; Harry und Sally (Samstag, 10.25 Uhr) finden erst im dritten Anlauf zueinander - und müssen dann die Frage beantworten, ob es Liebe nach dem Sex geben kann.

22 Jump Street

Komödie, Pro Sieben, Samstag, 20.15 Uhr

Die überhaupt nicht unauffälligen Undercover-Cops Jenko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill) werden nach ihrem Erfolg an einer High School auf einen Fall an einem College angesetzt - und müssen damit klarkommen, dass sie vielleicht nicht ewig als Bros zusammen sein werden. Es kommt selten vor, dass Fortsetzungen von Nonsens-Komödien noch besser sind als das Original, aber Phil Lord und Christopher Miller haben die Gag-Quote noch mal nach oben geschraubt, und manche Dialogspitzen (Cate Blanchett!) setzen sie ganz beiläufig. Der Film tänzelt unaufhörlich am Abgrund der Selbstparodie, aber er nimmt die Charaktere ernst genug, um nicht beliebig zu werden. Am Ende kokettieren die Beteiligten mit dem Ausblick auf 22 nie gedrehte Sequels. Aber ehrlich, wer möchte 42 Jump Street: Beauty School (Dye hard) nicht sehen?

A Star Is Born

Liebesdrama, Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr

Die alte Geschichte von der Entdeckung, die irgendwann ihren Entdecker überragt. Besonders der Anfang ist mit Verve erzählt: Der lasterhafte Starsänger Jackson (Bradley Cooper), der schwer an der Last der Kunst zu tragen hat, erkennt sehr schnell das Talent der sich selbst unterschätzenden Songschreiberin Ally. Die Höhepunkte kommen früh: in der Szene auf dem Parkplatz, als Ally (Lady Gaga) den Song Shallow skizziert; und beim ersten gemeinsamen Auftritt, der das Gefühl ihres Triumphs wunderbar einfängt. Danach stapeln sich Klischees und Eitelkeiten, gar nicht mal bei der treffend besetzten Lady Gaga, sondern beim allzu stolzen Cooper. Wie gewagt und originell und berührend wirkt im Vergleich Baz Luhmanns 1996er-Version von Romeo & Julia (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr), mit den sehr jungen Leonardo DiCaprio und Claire Danes.

Headhunters

Thriller, 3sat, Nacht zu Montag, 0 Uhr

Wer das Glück hat, mit einer blonden Schönheit vermählt zu sein, könnte das Pech haben, immer in der Angst zu leben, sie zu verlieren. Das gilt besonders für den eher klein geratenen Headhunter Roger (Aksel Hennie), der wegen Diana über seine Verhältnisse lebt und sich als Kunsträuber verdingt - bis er sich verhebt und in eine irre und irre brutale Intrige gerät, in der Nikolaj Coster-Waldau der ultracoole Widerpart ist. Dies ist die beste Jo-Nesbø-Verfilmung, weil Regisseur Morten Tyldum die Mischung aus Thriller und absurder Komödie perfekt hinbekommt. Man sieht vor sich, wie die Coen-Brüder ihren Spaß mit dieser skandinavischen Vorlage haben würden - aber auch zehn Jahre nach der Uraufführung dieses sado-masochistischen Vergnügens ist kein US-Remake in Sicht. Und das hat sich dieses Original vollauf verdient.

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