Süddeutsche Zeitung

Hessischer Rundfunk:Florian Hager wird Intendant

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Vier Wahlgänge hat der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks gebraucht, um einen Sieger zu küren. Wer ist der Mann?

Von Gianna Niewel, Frankfurt

Am Freitagnachmittag war die Entscheidung klar, 18 zu 14 Stimmen, damit wird Florian Hager der neue Intendant des Hessischen Rundfunks. Wer ist der Mann, der die nächsten fünf Jahre an der Spitze des Senders stehen wird?

Florian Hager ist 45 Jahre alt, hat Publizistik und Filmwissenschaften in Paris und Mainz studiert. Er war stellvertretender Programmdirektor bei Arte in Straßburg zu einer Zeit, als der Sender seinen Internet-Auftritt modernisierte. 2015 wurde er dann Gründungsgeschäftsführer von funk, dem Jugendangebot von ARD und ZDF, seit 2020 ist er stellvertretender Programmdirektor der ARD und "Channel Manager". Das heißt, er baut die ARD-Mediathek so um, dass sie mit den Streamingdiensten mithalten können soll. Oder korrekt: Er baut sie noch um, denn am 1. März 2022 löst er den bisherigen Intendanten Manfred Krupp in Frankfurt ab.

"Ich freue mich sehr", sagte Florian Hager. Der HR werde mit einem eigenen Programm auf allen Ausspielwegen sichtbar sein.

"Er bringt die Erfahrung mit, um den Umbau des HR hin zu einem modernen Medienunternehmen weiter voranzubringen und so dessen Zukunftsfähigkeit zu sichern", sagte der Vorsitzende des Rundfunkrats Rolf Müller.

Hört man sich bei Kolleginnen und Kollegen um, beschreiben sie Hager als "berufsjugendlich". Ein Mann, der immer dann zu Sendern geholt wurde, wenn es darum ging, dort etwas wirklich anders zu machen. Ein Mann, der auch die Sicht der Menschen einnehmen könne, die nicht mehr um eine bestimmte Uhrzeit einen bestimmten Sender einschalten, auch weil er es selbst nicht tut. Linear, sagte Florian Hager einmal, schaue er vor allem Sport.

Er stand für die Digitalisierung, Konkurrentin Weber fürs Budget. In drei Wahlgängen: ein Patt

Am Freitag trat er gegen Stephanie Weber an, die Betriebsdirektorin des Senders. Er stand für die Digitalisierung, sie für das Budget, und wie wichtig beides ist, zeigt allein die Tatsache, dass die Rundfunkräte vier Wahlgänge brauchten, um einen Sieger zu küren. In den ersten drei Durchgängen Ende Oktober hatten die 32 Männer und Frauen jeweils 16 zu 16 gewählt, ein Patt. Danach vertagten sie die Entscheidung.

Hört man sich bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim HR um, sagen die: Sicher, Digitalisierung, Budgetplanung, das sei alles wichtig. Aber noch wichtiger sei es, die Menschen zusammenzuhalten. Die im Frankfurter Funkhaus, aber auch die in den fünf weiteren Studios zwischen Kassel und Darmstadt; die in der Requisite, in der Maske, die vor und hinter der Kamera, die 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 940 ständigen Freien, die 90 Auszubildenden.

Wobei eine Frage bleibt: Gerade läuft in der ARD eine umfangreiche Programmreform, Hager war neben Chefredakteur Oliver Köhr und Programmdirektorin Christine Strobl die dritte Person des Kernteams. Wie geht es da weiter, wenn er nach Frankfurt wechselt? Hager sagt, es entstehe keine Schwächung, weil die Aufgabe dort nicht an der Person hänge.

Und zuletzt, sagt er, freue er sich auch privat auf den Wechsel, darauf, wieder mehr Zeit mit seiner Familie zu haben, die im Rhein-Main-Gebiet lebt. Wobei er schon wisse, dass das seltsam klingt: als Intendant mehr Zeit zu haben. Aber nun könne er zumindest öfter zu Hause schlafen.

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