Herrenlose Hosenbeine bei den "Tagesthemen":Schlag in den Unterleib

Herrenlose Hosenbeine bei den "Tagesthemen"

Ups, was ist da denn passiert? Bei den "Tagesthemen" am Sonntagabend waren Jan Hofer (links) und Thomas Roth (rechts) nicht allein im Studio.

(Foto: ARD)

Elf Sekunden lang stand in den "Tagesthemen" ein herrenloser Unterkörper herum. Die ARD verneint eine Panne - also alles ein PR-Gag?

Von Martin Zips

Studien belegen, dass sich der Mensch deutlich besser konzentrieren kann, wenn er sich Oberkörpern gegenübersieht. Unterkörper irritieren ihn nur. Darum hat das deutsche Fernsehen in seinen Nachrichtensendungen auch jahrelang auf die Einblendung von Unterkörpern verzichtet. Gute Idee! Nicht die Taille eines Fernsehhansels sollte bei Nachrichten nämlich im Vordergrund stehen, sondern das, was er zu sagen hat.

Doch mittlerweile ist das Unterleib-Zeitalter angebrochen. Der Blick auf Caren Miosgas Stöckelschuhe ist da ebenso erlaubt wie auf Claus Klebers O-Beine. Man gewöhnt sich dran. Doch was, bitte, hatte jetzt dieser herrenlose Unterkörper zu bedeuten, der am Sonntagabend elf Sekunden lang neben Thomas Roth und Jan Hofer in den "Tagesthemen" zu sehen war? Eine Reminiszenz an die große Zeit des Varieté? An das Kuriositätenkabinett von Zirkuspionier P.T. Barnum? Der Geist von Jörg Kachelmann?

Könnte auch sein, dass sich der Zuschauer künftig seine Lieblingsmoderatoren mit Spezial-Fernbedienung selbst zusammenstellen kann. Body: Judith Rakers. Brain: Ranga Yogeshwar. Mehr dazu auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Oder ist alles doch nur "Verstehen Sie Spaß?"

Früher hätte der Schriftzug "Störung" gereicht

"Die Auflösung folgt im Laufe der Woche", freut sich nun ARD-Chefredakteur Kai Gniffke über das Interesse. Folgt bald ein ARD-Brennpunkt in der Angelegenheit? Mit Unterleib-Kommentar von Sigmund Gottlieb? Wahrscheinlich war es am Ende doch nur ein von der Requisite vergessenes Licht-Double. Unterleib zum Ausleuchten quasi.

Früher, als alles da unten in Nachrichtensendungen noch pfui war, da hätte der Schriftzug "Störung" gereicht. Nach der Einblendung wäre die Pannen-Puppe wieder verschwunden gewesen und irgendein Fernsehhansel hätte mit hochrotem Kopf erklärt: "Wir bitten unsere Zuschauer um Entschuldigung."

Also noch einmal nachgefragt, bei ARD aktuell: "Nein, nein, eine Panne war es wirklich nicht." Doch Vorsicht, liebe ARD: Würde eine so angesehene Nachrichtensendung wie Eure "Tagesthemen" irgendwelchen doofen PR-Schabernack mit uns treuen Zuschauern treiben wollen, so wäre das schon ein echter Schlag in den Unterleib.

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