Das Buch des freien Reporters Juan Moreno, in dem er aufgeschrieben hat, wie er dem lügenden Reporter Claas Relotius auf die Schliche kam, ist hoch eingestiegen in den Charts. Platz zwei gleich in der ersten Woche für Tausend Zeilen Lüge. Die entsprechende Bestsellerliste wird vom Spiegel gepflegt, Relotius schrieb für den Spiegel, Moreno arbeitet für den Spiegel. Man ahnt, wie groß das Potenzial an Demütigungen ist, die das Hamburger Magazin durch die Relotius-Affäre fürchten muss.
Die Rechte an Morenos Buch hatte sich die Ufa gesichert
Oft wird dieser in seiner Dimension einmalige Fall von Geschichtenfälschung mit dem Fall von Geschichtsfälschung beim Stern verglichen, mit den Hitler-Tagebüchern von 1983. Diese Affäre war damals zwar auch so aufregend, dass sie es in alle Nachrichtensendungen schaffte - fester Bestandteil des deutschen Langzeitgedächtnisses wurde sie aber erst durch den Kinofilm Schtonk!. Neun Jahre nach dem Skandal um die ersponnenen Memoiren aus dem Führerbunker nahm sich Helmut Dietl der Sache an. Sein satirischer Blick auf den Betrug und die Gesellschaft, in der er möglich war, ist großes Bildungs- und Unterhaltungskino.
Da ungefähr liegt die Messlatte für die Verfilmung des Relotius-Materials. Die Rechte an Morenos Buch hat sich Produzent Sebastian Werninger für die Ufa geschnappt. Nach SZ-Informationen wird es diesmal aber keine neun Jahre bis zur Verfilmung dauern, gedreht wird wohl Anfang 2021 - mit Michael "Bully" Herbig, 51, als Regisseur ( Der Schuh des Manitu, Ballon). Der pointensichere Film-Nerd hat auch mal unter Helmut Dietl gedreht. Der Spiegel muss also ganz tapfer sein.
In einer früheren Version dieses Textes hieß es, der Produzent Nico Hofmann habe sich die Rechte an Juan Morenos Buch gesichert. Tatsächlich ist es der Produzent Sebastian Werninger.