Die Debatte um die Geschichte und Bedeutung des einstigen Stern-Chefs Henri Nannen lässt einen ratlos zurück, so unterkomplex ist sie geraten. Sie wird so zum traurigen Beispiel für eine Geschichtsdebatte, die sich weder für Geschichte noch für Debatten interessiert. Nun rächt es sich, dass die historische Aufklärung über den Nationalsozialismus, über den Zweiten Weltkrieg und den Massenmord an den europäischen Juden in diesem Land irgendwann einfach beendet wurde. Populär verständliche und gut erreichbare Darstellungen der Zeit, etwa in Fernsehserien wie Holocaust oder Kinofilmen wie Schindlers Liste sind viele Jahrzehnte alt. Seitdem ersetzen routinierte Symbolpolitik und Floskeln die gründliche Information. Die Folge ist eine enttäuschende historische Urteilsschwäche.
Henri Nannens NS-Vergangenheit"Ich wusste es, und ich war zu feige"
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Der "Stern"-Erfinder ein Nazi-Propagandist? Furchtbar, unverzeihlich, aber eben auch: lange bekannt. Über eine entlarvende Debatte und die nötigen Konsequenzen.
Von Nils Minkmar

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