Weil Schmidt bei Jauch gequalmt hat:Nichtraucher zeigen ARD an

Ohne Zigaretten tritt Altkanzler Helmut Schmidt nicht in Talkshows auf. Sein Zigarettenkonsum bei Günther Jauch könnte nun jedoch ernsthafte Folgen für die ARD haben.

Der ARD droht wegen des Zigarettenqualms von Helmut Schmidt (SPD) in Günther Jauchs Talkshow im Oktober womöglich Ärger.

Anzeige gegen ARD wegen Helmut Schmidts Qualmerei

Helmut Schmidt soll mit seinem Rauch die Gäste in Günther Jauchs Talkshow im Oktober zum Passivrauchen gezwungen haben, kritisiert das "Forum Rauchfrei".

(Foto: dapd)

Eine Nichtraucher-Initiative hat Anzeige gegen die ARD-Vorsitzende Monika Piel erstattet, weil der 92-jährige Altkanzler in der Sendung mehrere Zigaretten rauchte. Die Angestellten seien durch Schmidt zum Passivrauchen gezwungen worden, kritisierte das "Forum Rauchfrei" in Berlin.

Es sieht einen vorsätzlichen Verstoß gegen den Paragraph 5 der Arbeitsstättenverordnung, wonach Mitarbeiter vor den Gesundheitsgefahren durch Tabakrauch geschützt werden müssen, - vorsätzlich deswegen, weil seit Jahren bekannt sei, dass Schmidt darauf bestehe, auch bei TV-Auftritten zu rauchen.

In einem Brief an den Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja legt die Gruppierung der ARD zudem "besonders effektive Schleichwerbung" mit dem Altkanzler als tragender Figur zu Lasten. Moderator Jauch habe Schmidt durch seine Frage die Möglichkeit eingeräumt, "direkt für das Rauchen zu werben, indem dieser die Behauptung aufstellte, seine Urteilskraft sei u. a. durch sein lebenslanges Rauchen verursacht", heißt es weiter in dem Schreiben.

Der Sender bestätigte am Dienstag entsprechende Medienberichte, wies Vorwürfe gegen Piel aber zurück: Piel nehme den Nichtraucherschutz sehr ernst, teilte die ARD mit. Entsprechende Vorschriften dazu würden in den Programmen und Studios umgesetzt. Zuvor hatte eine Sprecherin auf eine Mitteilung des NDR im Oktober verwiesen. Damals bezeichnete der Sender Schmidts Auftritt als Einzelfall. Nur in absoluten Ausnahmefällen werde vom Rauchverbot abgewichen. Zudem müssten alle betroffenen Mitarbeiter im Studio ihre Zustimmung geben.

Die Vorwürfe hält die ARD für nicht gerechtfertigt: "Das Forum Rauchfrei versteht es geschickt, für die durchaus berechtigten Belange des Nichtraucherschutzes die Werbetrommel zu rühren", teilte eine ARD-Sprecherin mit. "Obwohl weder der Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit, noch gar einer Straftat auch nur ansatzweise vorliegen, und die ARD-Vorsitzende schon gar nicht die richtige Adressatin sein kann." Zudem sei Schmidt eine herausragende Persönlichkeit, die "im Programm nicht fehlen kann und sollte, und zwar so, wie er ist."

Eine hessische Nichtraucherinitiative hatte Helmut Schmidt bereits 2008 wegen Körperverletzung angezeigt, als er kurz nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes beim Neujahrsempfang in einem Hamburger Theater rauchte. Das Verfahren wurde damals eingestellt.

Weniger kritisiert denn gelobt für ihren Umgang mit Rauchern wird dagegen eine andere ARD-Sendung. Die Serie "In aller Freundschaft" erhält das "Rauchfrei-Siegel 2011". Das Aktionsbündnis Nichtrauchen zeichnet damit Film- und Fernsehproduktionen aus, die bewusst auf rauchende Charaktere verzichten und sich somit aktiv für eine rauchfreie Gesellschaft einsetzen, wie die Deutsche Krebshilfe mitteilte. Überreicht wird die Auszeichnung am 13. Dezember in Leipzig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: