Gerichtsprozess:Späte Gerechtigkeit für Heather Mills

Exfrau von Paul McCartney bekommt Entschädigung

Heather Mills, ehemaliges Model, war eines der prominenten Opfer eines Telefon-Abhörkandals um die britische NGN-Gruppe.

(Foto: dpa)

Das ehemalige Model ist nach einem Abhörskandal gegen die britische Verlagsgruppe NGN vor Gericht gezogen - mit Erfolg.

Von Kathrin Müller-Lancé

Die Brille sitzt ihr streng auf der Nase, als Heather Mills nach der Anhörung am britischen High Court vor die Presse tritt, um ihr Statement vorzulesen: Sie habe "die höchste Entschädigungssumme in einem Fall von Verleumdung durch die Medien erreicht, die jemals in der britischen Rechtsgeschichte verhängt wurde", teilt sie mit. Einen genauen Betrag aber nennt die Ex-Frau von Beatles-Sänger Paul McCartney am Montag in London nicht.

Zusammen mit 90 anderen Menschen war Heather Mills mit einer Sammelklage erfolgreich gegen die britische Verlagsgruppe News Group Newspaper (NGN) vorgegangen. Die NGN-Gruppe gehört zum Imperium des britischen Medienmoguls Rupert Murdoch. Journalisten seines Boulevardblattes News of the World hatten jahrelang Handygespräche von Tausenden Prominenten und Verbrechensopfern abgehört und Polizisten bestochen. Zu den Opfern gehörten auch Politiker, Soldaten und Mitarbeiter des britischen Königshauses. Im Jahr 2011 wurde die Zeitung infolge des Skandals eingestellt.

Mills, früher Model, heute für wohltätige Zwecke engagiert, sprach von einer "kriminellen, gezielten Schmierkampagne", die über ein Jahrzehnt lang ihren Ruf geschädigt habe. Durch das Abhören von Telefonaten zwischen 1999 und 2010 seien "unzählige Unwahrheiten" verbreitet worden. Britische Medien aber weisen darauf hin, dass es in Mills Fall aus juristischer Sicht nicht um Verleumdung gegangen sei, sondern um Datenschutz.

Mehr als 14 Millionen Pfund soll der Abhörskandal bereits gekostet haben

Vor Gericht war die Rede von privaten Informationen, die Zeitungen der Verlagsgruppe ohne nachvollziehbare Quellen veröffentlicht hätten. Das habe zu Misstrauen im Familien- und Freundeskreis geführt, erklärt Mills. Ein Anwalt der Verlagsgruppe entschuldigte sich laut britischen Medien im Gerichtssaal bei ihr und ihrer Schwester Fiona, die demnach ebenfalls entschädigt werden soll.

Der Abhörskandal hat die NGN-Gruppe in den vergangenen Jahren auch finanziell belastet. Laut Guardian haben die laufenden Verfahren das Unternehmen im Jahr 2018 mehr als 14 Millionen Pfund gekostet. Und noch immer sind nicht alle Fälle abgearbeitet.

Nach der Verhandlung sagte Mills vor der Presse, sie habe durch den Rechtsstreit Gerechtigkeit erfahren wollen - nicht nur für sich selbst, sondern "auch für die Tausenden Unschuldigen, die wie ich eine ähnlich entwürdigende, kriminelle Behandlung durch eine der weltweit mächtigsten Mediengruppen erlitten haben."

Heather Mills Ex-Mann Paul McCartney hatte sich 2011 zum Abhörskandal geäußert. Besonders zur Zeit seiner Scheidung von Mills im Jahr 2008 seien Artikel mit intimen Informationen erschienen, die demnach nur aus abgehörten Telefonaten stammen konnten, sagte der Musiker Paul McCartney damals der britischen Zeitung Times.

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