Süddeutsche Zeitung

Hamburger Verlagshaus:Klaus Brinkbäumer verlässt den "Spiegel"

Lange wurde über seine Zukunft spekuliert. Nun steht fest: Der amtierende "Spiegel"-Chefredakteur trennt sich endgültig vom Nachrichtenmagazin.

Von Hans Hoff

Monate nach seiner Entmachtung verlässt Chefredakteur Klaus Brinkbäumer den Spiegel . Nach intensiven Beratungen habe man sich einvernehmlich auf eine Beendigung des Vertragsverhältnisses zum 31. März 2019 geeinigt, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Spiegel-Verlags. Damit endet eine seltsam anmutende Hängepartie, die am 22. August begonnen hatte, als der Hamburger Verlag verkündete, der Spiegel solle im Januar 2019 unter neuer Leitung durchstarten. Mit Brinkbäumer habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben, wie die Print- und Online-Redaktionen zusammenzuführen seien, lautete seinerzeit die dürre Begründung.

Dass Brinkbäumer nun endgültig den Verlag verlassen wird, beendet einiges an Spekulationen, die mit seiner bevorstehenden Ablösung einhergingen. So hatte es immer wieder geheißen, er werde auf seinen Korrespondentenposten in New York zurückkehren, wo er schon vor seiner Zeit als Chefredakteur tätig gewesen war.

New York wird nun offenbar auch ohne Spiegel sein Ziel: Auf Twitter dankte Brinkbäumer "für 25 wundervolle Jahre" und verabschiedete sich "off to New York City".

In der aktuellen Mitteilung ist nun auch zu lesen, wie er die Zeit bis zu seinem Vertragsende verbringen wird. "Bis dahin wird er dem Haus als Autor verbunden bleiben", heißt es dort, was nach der üblichen Freisetzungsprosa klingt, die gerne Formulierungen verwendet wie "steht dem Verlag beratend zur Seite" oder eben "bleibt als Autor verbunden". Oft sind das Euphemismen, die signalisieren, dass jemand noch Gehalt bekommt, dafür aber nichts mehr tun muss.

Beim Spiegel führen nun bis zum Jahresende Susanne Beyer, Dirk Kurbjuweit und Alfred Weinzierl die Geschäfte weiter, die im Impressum als stellvertretende Chefredakteure geführt werden. Damit wird gewährleistet, dass sich das neue Leitungsteam, in dem Steffen Klusmann, Barbara Hans und Ullrich Fichtner den Ton angeben, genügend Zeit hat, eine neue Redaktionsstruktur auszuarbeiten und in den Bereichen Spiegel und Spiegel online ausführlich vorzustellen. Im Januar 2019 soll dieses Projekt dann beginnen und die fruchtbare Kooperation von Printprodukt und Online-Redaktion einleiten. Dass dies nicht längst geschehen ist, gilt als einer der Hauptvorwürfe an Brinkbäumer. Er sei die Verschmelzung der Bereiche nicht entschieden genug angegangen.

Offiziell dankt der Verlag seinem abgesetzten Chefredakteur für seinen "leidenschaftlichen Einsatz der letzten mehr als 25 Jahre, in denen er durch seine Arbeit in Krisengebieten, an zahlreichen Titelgeschichten und durch preisgekrönte Reportagen das Blatt geprägt hat".

Mit Brinkbäumers Abgang dürfte sich für den Verlag dann wohl gleich auch noch eine sehr kuriose Konstellation erledigt haben: Am Freitag war auch durch die Berliner Morgenpost vermeldet worden, Brinkbäumer habe den Medienanwalt Christian Schertz mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Dies verwunderte im Verlag so manchen, war es doch Schertz, der in der Vergangenheit mehrfach im Auftrag von prominenten Mandanten gegen den Spiegel und damit auch gegen Brinkbäumer vorgegangen war.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2018/cag
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