Von Illner über Plasberg weiter zu Maischberger: So mancher Gast tingelt sich im Rhythmus der Jahreszeiten durch die Talkshows. Nun ist Sommerpause - und auch die Dauergäste der fünf großen Talkshows von ARD und ZDF können sich erholen. Maybrit Illner (noch nicht im Sommerurlaub), Anne Will, Reinhold Beckmann, Frank Plasberg mit Hart aber fair und Sandra Maischberger. Die häufigsten Talkshowgäste. Talkshowgäste, die man durchaus erwarten würde. Berlins Charmeoffensive Klaus Wowereit (2. von links) ist so jemand und auch der Gute-Laune-Mensch Richard David Precht (in dieser Runde ganz rechts). In der Tat, mit einer kleinen Stamm-Mannschaft kann man in Deutschland Talkshows zu so gut wie jedem Thema diskutieren. Diese Runde ist quasi prototypisch besetzt. Ein Publizist von rechts, ein Publizist von links, ein Metropolen-Politiker, eine Pfalz-Politikerin, ein Sprach-Maschinist. Anne Will (3. von rechts) mit ihren Gästen (von links): Roger Koeppel, Klaus Wowereit, Julia Klöckner, Christian Lindner und Richard David Precht.
Markus Söder kann sich nun ein bisschen erholen. Zwar sendet Maybrit Illner noch, und die holt ihn besonders gern in ihre Talksessel, doch ansonsten hat der auskunftsfreudige Politiker eine kleine Verschnaufspause, bevor es im Herbst wieder losgeht mit den Gesprächsrunden.
Auch Jürgen Trittin spricht gerne zur Öffentlichkeit. Der Fraktionschef der Grünen kann von Amts wegen zu etlichen Themen auf eine Einladungsliste rutschen. Er bringt garantiert eine klare Meinung mit. Mindestens acht Mal war er im vergangenen Jahr in den Talkrunden von ARD und ZDF.
Eigentlich moderiert Michel Friedman beim gerade verkauften Nachrichtensender N24. Aber warum nicht auch bei der ARD und im ZDF mitreden? Gastauftritte sind da ein guter Einstieg. Schließlich hatte er einst eine gefürchtete Talkshow in der ARD. Das erinnert irgendwie an Günther Jauch.
Auf dem Weg zum Fernsehduell: Michael Spreng (links) und Edmund Stoiber. Das war 2002. Die beiden folgen immer noch dem Ruf eines Moderatoren gern. Ex-Bild-am-Sonntag-Chefredakteur Spreng ist dabei der meinungsfreudige Berater, der munter bloggt, während sein weißhaariger Ex-Auftraggeber von der CSU den rüstigen Pensionisten gibt.
Kennen Sie denn? Nein? Sie gucken wohl keine Talkshows. Daniel Bahr sitzt tagsüber für die FDP auf einer Hinterbank im Bundestag und abends gerne mal ganz vorne in TV-Runden. Dabei gehört er mit mindestens fünf Besuchen im vergangenen Jahr noch nicht einmal zu den Top Ten der Talkshowgäste.
Er gilt als junge Hoffnung der Schlagseiten-Partei namens FDP. So wird Christian Lindner gerne einmal in eine klassische Talkrunde gesetzt. Guido Westerwelle hat ja auch einmal so angefangen.
Als Außenminister und sonst sehr gefragter Mann - er musste gerade Bravo ein Interview geben - ist die Zeit von Guido Westerwelle knapp geworden. Immerhin: Mindestens sechs Mal war er im vergangenen Jahr in Talkrunden. Aber einen FDP-Mann gibt es, der sitzt noch häufiger in der ARD herum ...
... und das ist Marke Urgestein: Gerhart Baum, 77, hat schon so manches Mal die gegenwärtige Politik erklärt und mit den sozialliberalen Zeiten verglichen. Der ehemalige Bundesinnenminister kommt gut an, vor allem in der Kernzielgruppe der ARD. Hier feiert der Liberale mit Schauspielerin Ruth Leuwerik auf dem deutschen Filmball 1982.
Und das hier ist Klaus Kocks. Dieser Mann kann zu beinahe jedem Thema etwas sagen und tut es auch, dieses Gefühl entsteht beim regelmäßigen Talkshowgucken. Das stimmt natürlich nicht. Was aber stimmt: Der Wirtschaftsallrounder und PR-Stratege, einst bei VW hochtourig dabei, hat gerne mal eine Gegenmeinung - und äußert die mit stets froher Miene.
So ein aktueller Bundesminister ziert jeden Fernsehgarten. Der derzeitige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (auch seine Frau Stephanie ziert) kann in den Talkshows ohne Panzerweste für Symphatien sorgen. Der CSU-Politiker wird gerne wegen des James-Dean-Faktors geladen: Rebel without a cause.
Die Konservativen im Land leiden ja seit Jahren daran, dass sie zu wenige intellektuelle Stimmen haben, dass der Verweis auf die Ratio der schwäbischen Hausfrau auf Dauer nicht ausreicht. Aber da gibt es ja einen, den die stressgeplagten Redaktionen von Anne Will, Sandra Maischberger und Frank Plasberg immer anrufen können, wenn ihnen eine kritische und doch wohlfeil überlegte Stimme gegen den Mainstream fehlt: der Historiker Arnulf Baring geht immer.
Ist ja alles schön und gut, aber wo bleiben eigentlich die Frauen? Ja, das fragen sich die Redaktionen auch immer wieder - und suchen dann krampfhaft nach femininen Galionsfiguren, die in solche Runden passen. Alice Schwarzer passt überall hin - in eine politische Diskussionsrunde oder in eine Sechziger-Jahre-Show von Thomas Gottschalk. Die Frau ist gesetzt - und trägt ihre wohlbekannte Meinung stets charmant vor. Was will man mehr als Talkrunden-Zusammensteller!
Er war als Fraktionsvorsitzender der Berliner FDP nicht gerade Mister Wichtig, aber Martin Lindner (hier mit seiner Frau Caroline) ist immer präsentabel. So viele Leute hat ja die FDP auch gar nicht. Lindner II - seit 2009 im Bundestag - liegt derzeit im Talkshowhopping der Liberalen sehr gut. Seine Krawatte im Übrigen ist ganz Tigerente.
Zum Thema Arbeit scheint Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) genau die Richtige. Zum Thema Familie auch. Da kann die einstige Familienministerin genauso gut mitreden - und irgendwie kann man ohnehin alles wieder auf das Thema Arbeit drehen.
Da ist er ja, der Schweizer mit dem rechten Blick: Roger Köppel liefert auf Bestellung die eidgenössische Relativierung des deutschen Glücks, schließlich kennt er das Land aus seiner Zeit als Welt-Chefredakteur. Der Weltwoche-Chef regt alle auf, die sich als "links" fühlen, und damit kann für die TV-Programmplaner nichts schiefgehen.
Manchmal fragt man sich, ob er sich nicht vielleicht für eine eigene Moderation bewerben will, denn Hans-Ulrich Jörges, Chefredakteur des Stern, war wirklich schon fast überall eingeladen. Im vergangenen Jahr saß er vor allem bei Frank Plasberg und bei Anne Will. Dort ist seine Nummer als Krawallo-Kommentator schon fast eine Pflicht im politischen Zirkus-Programm.
Wenn's ums Geld geht ... Hans-Olaf Henkel. Dieser Mann, hier noch als Vize- und Nochnichtpräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie mit der Nochnichtbundeskanzlerin Angela Merkel, hat inzwischen viel Zeit. Die nutzt er für Talkshowauftritte, wenn sich etwas ergibt.
Als Gesundheits-Fex hat sich SPD-Mann Karl Lauterbach einen Stammplatz im Talkshowwesen hart erarbeitet. Seine Fliege ist ein Markenzeichen, die notorische Nuschelstimme zieht offenbar Zuschauer und Zuhörer in Bann. Wenn man dann aufgewacht ist, sind - flugs - die Krankenkassenbeiträge wieder gestiegen.
Erfüllt die Frauenquote und die Grünenquote - und kann gut formulieren. Renate Künast ist ein beliebter Gast und war im vergangenen Jahr mindestens neunmal eingeladen.
Klaus Wowereit erlebt in Berlin so viele Events, Galas, Partys und Empfänge, dass er seine TV-Debatten-Auftritte als "Best of" zelebrieren kann. Der Regierende Bürgermeister findet in seinem vollen Terminkalender immer wieder Zeit für das schöne Gespräch im Fernsehen. .
Heiner Geißler, der Mann für den Polittalk, alles nach dem Motto: Links und frei. Der CDU-Politiker war mindestens sieben Mal in der ablaufenden Gesprächssaison in Plauderrunden zu Gast. Vielleicht kann er die Sommerpause mit einem Auftritt bei Peter Hahne überbrücken.
Das absolute Dreamteam der forcierten Laberei bieten zwei Linke. Da ist einmal Sahra Wagenknecht, die Reinkarnation von Rosa Luxemburg, die als "schöne Kommunistin" in den Fernsehredaktionen firmiert, und da ist ...
... Gregor Gysi, redegewandter Fraktionschef der Linken im Bundestag, der in den vergangenen zwölf Monaten mindestens elf Mal in Talkshows saß. Hier bereichert er mit Witz und Würze, und eigentlich ergibt sich daraus, dass der Mann aus Ostdeutschland eine eigene Sendung bekommt. Take it gysi!, was immer auch passiert.