Guttenberg-Rücktritt im TV:Hörfunk siegt

Als Karl-Theordor zu Guttenberg seinen Rücktritt erklärte, liefen auf allen Fernsehkanälen nur Archivbilder. Erst hinterher konnte N 24 als erster Sender die Szene zeigen. Was war los?

Marc Felix Serrao und Christopher Keil

Der News-Ticker im Internet-Portal der Bild-Zeitung leitete um 10.28 Uhr an diesem Dienstag mit der Meldung vom Rücktritt des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg ein kurioses Wettrennen unter den Fernsehsendern ein.

Guttenberg tritt zurück

Karl-Theordor zu Guttenberg gab am Dienstag seinen Rücktritt bekannt - bei den Fernsehanstalten begann ein Wettrennen.

(Foto: dpa)

Zunächst beriefen sich die Agenturen dpa, Reuters oder AP auf Bild. Eine Erklärung Guttenbergs sei für 11.15 Uhr angesetzt. Im Chor der Verkünder fehlte dapd - zumindest bei einigen Kunden. Der News-Dienstleister kämpfte in der Berliner Zentrale mit einem Stromausfall und kam mit seinen Eilmeldungen, die nach eigenen Angaben früh verschickt wurden, hier und da erst nach 12 Uhr ans Ziel.

Die Spartenkanäle Phoenix, N 24 und n-tv stiegen gegen 10.45 Uhr mit dem Hinweis auf die Erklärung zum Rücktritt ein. Und während bei Phoenix gegen 11.15 Uhr vermeldet wurde: keine Live-Bilder von Guttenbergs Rede, während sich ARD und ZDF dem neuen Thema von kurz nach elf an zunächst mit Korrespondentenberichten und Archivbildern widmeten, hörte man den Minister live bei n-tv - allerdings sah man ihn nicht live.

Das Verteidigungsministerium hatte, sehr ungewöhnlich, "Live-Kameras" untersagt. Kein Übertragungswagen durfte aufs Gelände des Bendlerblocks. Weil sie sich wohl als rasende Reporterin verstand, hielt die n-tv Mitarbeiterin Jutta Bielig ihr Handy an den Lautsprecher und ermöglichte dem Sender der RTL-Gruppe die exklusive "Radio"-Übertragung. "Für uns", sagte n-tv-Geschäftsführer Hans Demmel, "war das eine Breaking News Situation", womit offenbar gemeint ist, dass es richtig war, zu handeln und sich anschließend über die Konsequenzen Gedanken zu machen.

Nachdem Guttenberg den "schmerzlichsten Schritt" seines Lebens begründet hatte, zeigte N 24 die komplette Aufzeichnung zuerst. Warum? Manchmal ist Journalismus banal. N 24 hatte einen Ü-Wagen mit Satellitenschüssel vor dem Bendlerblock geparkt - wie das Team von Phoenix, das allerdings etwas länger brauchte, um sein Band abzuspielen. Alle anderen mussten ihre Aufnahmen ins Studio transportieren und von dort ausspielen. Mit Phoenix kooperierten die ARD, das ZDF und n-tv, so dass sie ihren Guttenberg zeitgleich ausstrahlten.

Gegen 14 Uhr war bei den Öffentlich-Rechtlichen allerdings dann alles wie immer: Kochen im Zweiten, Soap im Ersten. Ist ja alles gesagt worden, müssen sich die Chefredakteure gedacht haben. Das oder wieder mal: gar nichts.

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