Günther Jauch:Staunen über Hoeneß

Günther Jauch, Uli Hoeneß, ARD, Wolfgang Kubicki, Dieter Kürten, Norbert Walter-Borjans, Oliver Pocher

Spekulieren über den Fall Hoeneß: Pocher, Borjans, Kürten, Jauch, Quoos, Ondracek und Kubicki in der ARD (v.l.). 

(Foto: imago stock&people)

"Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen": Die Gäste von Günther Jauch sind einhellig überrascht angesichts der Ermittlungen gegen Uli Hoeneß. Neue Erkenntnisse bleiben allerdings Mangelware.

Eine TV-Kritik von Carolin Gasteiger

Ausgerechnet Uli Hoeneß! Der ist ja nicht nur als Bayern-Präsident bekannt, als wohlhabender Wurstfabrikant und erfolgreicher Manager, sondern auch als Mann, mit sozialem Gewissen. Und nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Das erstaunt auch die Gäste bei Günther Jauch.

Als der Moderator seine Gäste fragt, wie sie auf die Nachricht reagiert haben, herrscht in der Runde Einigkeit: Vom Bayern-Präsidenten hätte das niemand erwartet. "Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen", sagt etwa Dieter Kürten, der langjährige Moderator des Aktuellen Sportstudios im ZDF. Kürten wirkt während der ganzen Sendung, als könne er es einfach nicht begreifen. Auch Focus-Chefredakteur Jörg Quoos, dessen Magazin die Geschichte recherchiert und veröffentlicht hatte, hätte damit nicht gerechnet.

Jauch kennt Hoeneß, auch aus seiner Sendung. Im vergangenen September hatte der Bayern-Präsident sich in einer Runde zum Thema Reichensteuer ereifert und prophezeit, dass alle Reichen nach Österreich und in die Schweiz gehen werden. Auch sein Geld liegt den Berichten zufolge bei einer Bank in der Schweiz.

Aber es sollte nicht nur über den Menschen Hoeneß gehen. Überraschend sachlich diskutieren NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, der auch Rechtsanwalt für Steuerangelegenheiten ist, sowie der ehemalige Steuerfahnder Dieter Ondracek die Angelegenheit. Wer jetzt immer noch Steuern hinterziehe im Ausland und sich nicht selbst anzeige, der beweise Zockermentalität, so Ondracek. Denn: "Der Boden ist heiß geworden in den letzten Jahren."

Stochern im Nebel

Walter-Borjans, dessen SPD im vergangenen Jahr gegen das deutsch-schweizerische Steuerabkommen votiert hatte, wirft hingegen die Frage auf, wie die Sache trotz des in Deutschland geltenden Steuergeheimnisses ans Licht kommen konnte. Jauchs Mutmaßung jedoch, Helmut Markwort, Focus-Herausgeber und Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern, könnte das undichte Leck gewesen sein, stößt bei Quoos auf wenig Sympathie: "Ich kann nur sagen, dass er (Markwort, d. Red.) maximal loyal war gegenüber dem FC Bayern und maximal loyal gegenüber der Redaktion des Focus."

Wie in vielen anderen Fragen, konnte Jauch auch hier keine Klarheit bringen. Und dementsprechend viel wird in der Sendung spekuliert: Wie hoch könnte Hoeneß' Guthaben in der Schweiz denn nun sein? Wie ticken die Leute, die wider besseres Wissen Steuern hinterziehen? Wie lange dauert das Verfahren jetzt? Und natürlich: Kann der Bayern-Präsident, sollte sich der Verdacht gegen ihn erhärten, auch weiterhin für seinen Verein arbeiten?

"Ich glaube, der FC-Bayern-Fan ist davon unbeirrt und wird an Uli Hoeneß festhalten", meint Oliver Pocher und löst damit Applaus im Publikum aus. Ansonsten hält sich der Komiker, der als Moderator und Fußballfan (aha) eingeladen wurde, auffallend zurück. Bereichernd für die Diskussion ist er allerdings auch nicht. Und zusammen mit dem fassungslosen Kürten wirkt er in der Runde deplatziert. Was auch Jauch merkt und die beiden nur so viel wie nötig einbezieht. Kürten, Hoeneß' Ehrenretter, sieht dessen Zukunft kritischer: "Auf Dauer werden die Attacken so massiv sein, dass er vermutlich von sich aus sagt, er will nicht mehr."

Die Quintessenz dieser Runde fasst Jauch selbst zusammen: "Es wird ja auch ein bisschen mit der Stange im Nebel gestochert." Wie wahr. Am Montag geht das wilde Spekulieren bei Frank Plasberg weiter. Dann hoffentlich mit mehr Fundament.

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