Großrecherche:Geben und Nehmen

FILE PHOTO: Rupert Murdoch, Chairman of Fox News Channel attends Rafael Nadal of Spain's match against Kevin Anderson of South Africa at the U.S. Open in New York

Rupert Murdochs Zeitungskonzern News Corp streicht die Druckausgaben vieler Zeitungen oder stellt die Publikationen ganz ein. Das trifft Gemeinden im Outback hart.

(Foto: Mike Segar/Reuters)

Ein Autorenduo der "New York Times" zeigt auf, wie das Murdoch-Imperium den Aufstieg von Populisten fördert. Mit Boulevardthemen gewinnt man Wahlen.

Von Willi Winkler

Am Ende wäre es nichts weiter als die zweitälteste Geschichte der Welt: Zwei Söhne wetteifern um die Gunst des greisen Vaters, der mal dem einen, mal dem anderen den Vorzug gibt. Was aber bei Jakob und Esau noch vergleichsweise einfach zuging, gestaltet sich im nicht ganz so frommen Hause Murdoch weit schwieriger und nimmt allmählich weltpolitische Bedeutung an. In einer extensiven Recherche, für die sie 150 Gespräche auf drei Kontinenten geführt haben, versuchen zwei Autoren der New York Times nachzuweisen, dass der Erbfolgekrieg zwischen James und Lachlan Murdoch aufs Engste mit dem Aufstieg populistischer und autoritärer Bewegungen in aller Welt zusammenhängt.

Die Nähe, die das Weiße Haus zum Murdoch-Sender Fox News pflegt, ist wohlbekannt. In Australien haben Murdochs Sender und Zeitungen den gemäßigten Premier Malcolm Turnbull so lange bekriegt, bis er durch Scott Morrison abgelöst wurde. Beider Vorgänger Kevin Rudd hat Murdoch als "schlimmsten Krebs für die australische Demokratie" bezeichnet. In Großbritannien schürte Murdochs Boulevardblatt The Sun mit fremdenfeindlichen Schlagzeilen die Stimmung für den Brexit.

Gewöhnlich überschätzen die Medien ihren Einfluss auf die Politik. Im Murdoch-Imperium, das sich über die englischsprachige Welt erstreckt, handelt es sich aber sichtlich um ein freundliches Geben und Nehmen zu beiderseitigem Nutzen. Die Themen, mit denen die Wahlen in den USA, aber auch in Ungarn, Brasilien und Australien gewonnen werden, sind identisch mit den Boulevard-Klassikern: Ausländer sind kriminell, der Moslem bedroht die westliche Kultur, die eigene Identität ist gefährdet, der Klimawandel eine Erfindung masochistischer Wirtschaftsfeinde.

Den Bruderzwist hat vorerst der 88-jährige Rupert Murdoch gewonnen: Er hat zwar Lachlan installiert, der den trumpistischen Neigungen des Vaters am ehesten folgt, aber der Alte führt weiter die Geschäfte. Die Filmsparte wurde soeben an Disney verkauft, James Murdoch ist aus dem Spiel und bezeichnet das verschlankte Imperium als "amerikanisches politisches Projekt". Für die New York Times ist es zur "politischen Waffe" geworden. In England hält sich Michael Gove, ein Ex-Murdoch-Mitarbeiter, für die Nachfolge der unglücklichen Theresa May bereit.

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