Das Grimme-Institut hat die Nominierungen für den 61. Grimme-Preis bekannt gegeben. In den vier Kategorien – Information & Kultur, Fiktion, Unterhaltung sowie Kinder & Jugend – wurden mehr als 700 Einreichungen geprüft und 64 Produktionen sowie Einzelleistungen nominiert. Dieses Jahr entfallen dabei nur sechs Nominierungen auf private Fernsehsender und Streaminganbieter, halb so viele wie im Vorjahr.
Die diesjährige Auswahl betont insbesondere Themen wie Flucht und Migration, gesellschaftliche Ungleichheiten, sexualisierte Gewalt und den Aufstieg des Rechtsextremismus. Die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, Çiğdem Uzunoğlu sagt in einer Pressemitteilung, sie freue es, dass und wie sich „die hochaktuellen gesellschaftspolitischen Themen“ im Wettbewerb wiederfinden.
Im Bereich Fiktion sticht die ARD-Serie Schwarze Früchte hervor, die das Leben queerer und schwarzer Menschen in Hamburg zeigt. Ebenso die ZDFneo-Serie Push, welche Einblicke in den Hebammen-alltag gewährt, und die RTL+-Serie Angemessen Angry, in der ein Zimmermädchen mit Superkräften gegen Sexualstraftäter kämpft.
Kategorieübergreifend wird dieses Jahr besonderes Augenmerk auf weibliche Perspektiven gelegt. Beispiele hierfür sind im Bereich Kinder & Jugend die Sendungen Schau in meine Welt – Loreley wird Fußballschiedsrichterin (RBB) und Sisterqueens (ZDF) sowie Kroymann – Ist die noch gut? (RBB/SWR/NDR/WDR) in der Unterhaltung, die sich mit Altersdiskriminierung und Schönheitswahn auseinandersetzen.
Die Serie Viktor bringt’s (Amazon Prime Video), in der Moritz Bleibtreu einen Elektriker spielt, thematisiert Familienkonflikte, ebenso wie die als Spezial nominierte Serie Stark mit Fidi (KiKA). Lang lebe der Fischfriedhof (MDR) und Hungry (ZDF) klären über die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auf.
ZDF-Meteorologe Özden Terli ist für seine „eindringliche Vermittlung“ des Klimawandels nominiert
Ein Spezial-Preis für Information & Kultur könnte dieses Jahr an eine Recherche zu sexueller Gewalt vergeben werden. Isabell Beer und Isabel Ströh sind mit zwei Strg_F-Recherchen zu Netzwerken von Pädokriminellen und Vergewaltigern Anwärterinnen auf die Auszeichnung. Ebenfalls nominiert sind Claudia Bucher und Fabrice Puchault für ihre zwölfteilige Kollektion Generation Ukraine (Arte), die über die Folgen des russischen Angriffskriegs aufklärt.
Besondere Würdigung erhalten auch Produktionen zu aktuellen Themen wie Klimawandel und Nahostkonflikt. Die Nominierten für den Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung kommen dieses Jahr alle vom ZDF. Dazu gehören die Redaktion von Frontal mit ihrer ausdauernden Berichterstattung zu energie- und klimapolitischen Themen, die Korrespondentin Golineh Atai für ihre Arbeit aus dem Nahen Osten und der Meteorologe Özden Terli für seine „eindringliche Vermittlung“ des Klimawandels.

Fernsehen:Ist Sendezeit bei der ARD käuflich?
Die Initiative „Klima vor acht“ versucht, vor der „Tagesschau“ ein festes Klimaformat durchzusetzen – ohne Erfolg. Nun soll es mit Werbepartnern klappen.
Einige nominierte Produktionen widmen sich den Folgen von Kriegen, darunter die Dokumentation Gefangen im Zorn – Aufwachsen im Westjordanland (ZDF/ARTE) über das Leben im Flüchtlingslager, die Dokumentation White Angel – Das Ende von Marinka (ZDF) über eine Evakuierungseinheit in der Ukraine und Die Spaltung der Welt: 1939 – 1962 (SWR/ARTE/ORF/ČT) über Schicksale im Zweiten Weltkrieg.
Auch dieses Jahr dominieren Serien die Nominierungen. Allerdings wurden nicht alle möglichen Nominierungen vergeben. Laut Lucia Eskes, der Leiterin des Grimme-Preises, hat die Kategorie Fernsehfilm einen „historischen Tiefstand“ erreicht, da der Kommission hier Mut, Experimentierfreude und Überraschungen fehlten.
Die Gewinner des Grimme-Preises werden am 6. März bekannt gegeben.