Der einzige Grimme-Preis für einen Privatsender ist auch der umstrittenste: Wie das Grimme-Institut am Mittwoch bekanntgab, wird Oliver Polaks Pro-Sieben-Talk Applaus und Raus! ausgezeichnet. Während die Mehrheit der Jury Unterhaltung lobte, Polak hole das "ausgeleierte" Fernsehgesprächsformat "in die Sphären des Interessanten und Unerwarteten" zurück, distanzierten sich zwei Juroren von der Entscheidung. Ihr Protest entzündete sich am Show-Hashtag #gastoderspast und dem Twitter-Account @gastoderspast. "Eine solche Geisteshaltung" sei des Preises nicht würdig, kritisierte der Juryvorsitzende Dieter Anschlag. Die andere Auszeichnung in seiner Sektion ist die fünfte für Jan Böhmermann, der samt Team des Neo Magazin Royale für die Beiträge "#verafake" und "Einspielerschleife" geehrt wird, "für die engagierte Beobachtung und kluge Reflexion des laufenden Fernsehprogramms".
Aus insgesamt 81 Nominierungen setzte sich in der Fiktion der von Christian Schwochow inszenierte erste Teil der NSU-Trilogie (SWR/ARD/Degeto/MDR) durch. Für das Konzept erhält Produzentin Gabriela Sperl einen Spezial-Preis. Auch die Macher von Das weiße Kaninchen (SWR), Dead Man Working (HR/ARD Degeto) und Ein Teil von uns (BR) können sich freuen.
Grimme-Preisträgerin mit ihrem Diplomfilm Hundesoldaten über Bundeswehr-Diensthunde und deren Herrchen ist Lena Leonhardt. Meist waren die Inhalte in der Sektion Information und Kultur jedoch hochaktuell. So wird Hauke Wendlers Doku 45 Min: Protokoll einer Abschiebung (NDR) geehrt sowie Ashwin Raman für zwei Kriegsreportagen aus dem syrisch-irakischen Grenzgebiet für SWR und ZDF.
Ein Signal für die crossmediale Öffnung ist die Auszeichnung der Mystery-Webserie Wishlist (RB/MDR/Funk) in der vergangenes Jahr gegründeten neuen Sektion Kinder und Jugend. Die 53. Grimme-Preis-Verleihung findet am 31. März im Theater der Stadt Marl statt.