Grimme Preis:Jan Böhmermann für Grimme-Online-Award nominiert

Jan Böhmermann ist für den Grimme-Online-Award nominiert. (Foto: dpa)

Mit seinem Erdoğan-Gedicht habe das aber nichts zu tun, versicherte ein Grimme-Sprecher.

Satiriker Jan Böhmermann ist für den Grimme-Online-Award nominiert worden. Der Komiker geht in der Kategorie "Spezial" ins Rennen, wie die Grimme-Jury am Donnerstag in Köln mitteilte. Der 35-Jährige sei für seine "persönliche Leistung" nominiert, also "das Bespielen seiner nahtlos verzahnten Online-Präsenz".

Die Entscheidung darüber sei schon vor Böhmermanns Erdoğan-Gedicht gefallen, sagte ein Grimme-Sprecher. Böhmermann hatte in seiner Sendung Neo Magazin Royal ein Gedicht vorgetragen, in dem er den türkischen Präsidenten rassistisch beleidigte. Den Rahmen für das Gedicht bildete allerdings die Ankündigung Böhmermanns, dass er nun ein Beispiel für ein Schmähgedicht vortragen wolle, das so in Deutschland nicht erlaubt sei.

Ob die Interpretation Böhmermanns richtig ist, ob also seine Aussage von der Satirefreiheit gedeckt ist, wird die Staatsanwaltschaft entscheiden. Kanzlerin Merkel hatte dem Ersuchen des türkischen Präsidenten nachgegeben, Ermittlungen gegen Böhmermann auf Basis eines alten Gesetzes einzuleiten, das die Beleidigung von Vertretern anderer Staaten unter Strafe stellt. Sie löste damit eine Debatte über Meinungsfreiheit und den Einfluss der Türkei auf die deutsche Pressefreiheit aus.

Schon im März hat Böhmermann den Grimme-Preis für seinen "Varoufake" verliehen bekommen. Wochenlang hatte er die Öffentlichkeit darüber im Unklaren gelassen, ob ein Video, des ehemaligen griechischen Finanzministers Yannis Varoufakis während einer Rede einen Mittelfinger in Richtung Deutschland streckt, eine Montage seines Videoteams war.

Insgesamt können in diesem Jahr 28 Webangebote auf die bis zu neun Preise hoffen - vom Twitter-Kanal über Podcasts bis zur Multimedia-Reportage. Verliehen werden die Auszeichnungen am 24. Juni in Köln.

© SZ.de/dpa/roho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fall Böhmermann
:Böhmermann, das war wohl ein bisschen zu viel Meta

Mit seinem Erdoğan-Gedicht entlarvt Böhmermann nicht nur den türkischen Premier oder die deutsche Regierungspolitik - sondern auch das Publikum.

Von Carolin Gasteiger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: