Medien:Grimme-Online-Award: Erstmals auch KI-Sonderauszeichnung

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Eva Deinert, Janina Rock und Christian Schiffer, Preisträger in Kategorie "Künstliche Intelligenz". (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der aktuelle Bezug zum Populismus stehen im Mittelpunkt der publizistischen Online-Angebote. Erstmals wird ein Sonderpreis für künstliche Intelligenz vergeben.

Acht Medienangebote im Internet sind in diesem Jahr mit dem begehrten Grimme-Online-Award ausgezeichnet worden. Bei der Gala im nordrhein-westfälischen Marl ging der GOA 2024 in der Kategorie Information an „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“ von Tagesspiegel und „ZDF Magazin Royale“. Darin werde die Bedeutung europäischer Waffenkonzerne für den Waffenmarkt in den USA gezeigt, wo jährlich mehr als 40 000 Todesopfer durch Schusswaffen zu beklagen seien. Auch die Podcast-Reihe „Systemeinstellungen“ von netzpolitik.org über Menschen, die unvermittelt ins Visier des Staates geraten, überzeugte.

Mit dem erstmals vergebenen Sonderpreis Künstliche Intelligenz ehrte die Jury den Podcast „In 5 Tagen Mord - die Krimi-Challenge mit KI“ des Bayerischen Rundfunks (BR 2). NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) hob laut Mitteilung hervor, dass dort ethische Fragen thematisiert würden - etwa, ob man die Stimme eines Toten nutzen dürfe.

Schwerpunkt: historische Themen

Der Schwerpunkt der ausgezeichneten Online-Angebote liegt nach den Worten der Jury dabei „deutlich bei historischen Themen und ihrer Bedeutung in einer Zeit, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden“. Zu solchen Angeboten zählte etwa das Verbundprojekt „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“ unter Beteiligung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft – ein Bildatlas, der historische Fotografien der Deportationen von Jüdinnen und Juden, Sintizze und Romnja sowie kranker und behinderter Menschen aus dem Deutschen Reich von 1938 bis 1945 sammelt.

Außerdem wurde in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet der TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ von Susanne Siegert: Sie schaffe es als „Einzelkämpferin“, einen „sehr gegenwartsbezogenen Zugang zu den Verbrechen der Nationalsozialisten“ herzustellen, lobte die Jury. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Instagram-Kanal „Robinga Schnögelrögel“, in dem der Hobbygärtner und „Plantfluencer“ Robin König über Artenvielfalt und Biodiversität aufklärt.

Preis für Online-Archiv von Satiremagazin

Einen Preis in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ erhielt das Online-Archiv des Satiremagazins Het Onderwater-Cabaret über den in der NS-Zeit in den Niederlanden untergetauchten Autor Curt Bloch. Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an die „Library of Lost Books“ über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihre geraubten Bücher. Ein Spezial-Preis gab es für „Databroker Files“ über unkontrollierten Datenhandel im Netz.

Wegen finanzieller Engpässe beim Grimme-Institut stand der Grimme-Online-Award mehrfach auf der Kippe. Das Land habe aber gemeinsam mit dem Team des Grimme-Instituts „in die Hände gespuckt, um die Vergabe des Preises in dieser Zeit sicherzustellen“, so NRW-Medienminister Liminski bei der Preisverleihung. Daher fand die Preisverleihung auch nicht wie in den Vorjahren in Köln, sondern am Sitz des Instituts in Marl statt.

Das Grimme-Institut zeichnet seit 2001 qualitativ hochwertige publizistische Online-Angebote aus. Fast 30 Nominierungen waren im September für 2024 bekanntgegeben worden.

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