Was der Grimme-Preis fürs Fernsehen ist, ist der Grimme Online Award fürs Internet. Unter den diesjährigen Preisträgern befinden sich Blogs, YouTube-Kanäle und ein Doku-Game. Große Redaktionen öffentlich-rechtlicher Sender konnten am Freitagabend in Köln ebenso einen Preis einstecken wie einzelne Bürger.
Tilo Jung bekam den Preis für seinen Youtube-Kanal "Jung & naiv", in dem er Politiker wie Peer Steinbrück konsequent duzt und unverblümt befragt. Preiswürdig fand die Jury auch das Blog "42553 Neviges" von Norbert Molitor, in dem er seinen Heimatort Neviges, einen Stadtteil von Velbert bei Düsseldorf, porträtiert. Obwohl er dabei häufig Leerstand und Trostlosigkeit aufzeigt, beteuerte er in Köln: "Ich liebe Neviges." Auf der Website heißt es: "Der Ort ist mittwochnachmittags und an allen anderen Tagen ab 18.30 Uhr geschlossen."
Publikumspreis für einen Youtube-Kanal
In der Kategorie Wissen und Bildung gewann das Doku-Game "Fort McMoney" von Arte. In der Kategorie Information wurde das Webdossier "Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - Der neue Nahe Osten" prämiert, ein Angebot des Bayerischen Rundfunks und des Südwestrundfunks. Den Award in der Kategorie Spezial erhielt das Blog netzpolitik.org, die sich für digitale Bürgerrechte einsetzt. Außerdem bedachte die Jury die multimediale WDR-Reportage "Pop auf'm Dorf" über das Pop-Festival von Haldern am Niederrhein.
Einen Preis gab es auch für den Pressekompass, der aus deutschen und internationalen Medien Meinungsbilder zu kontroversen Themen sammelt und mit vier Polen einordnet. Die Neue Zürcher Zeitung wurde in der Kategorie Kultur und Unterhaltung geehrt für ihre Multimedia-Reportage "Du fliegst nur einmal" über einen schweizerischen Snowboarder mit russischen Wurzeln. Den Publikumspreis gewann der Youtube-Kanal LeFloid von Florian Mundt mit knapp 1,8 Millionen Abonnenten.

Exklusiv Gemeinsame Produktion von ARD und Sky:"Das wird schmutzig werden"
Eine ungewöhnliche Kooperation: ARD, Sky und Tom Tykwer planen gemeinsam die Crime-Serie "Babylon Berlin", der Regisseur stellt sich einen "Polizeifilm in historischem Gewand" vor. Das üppige Budget dürfte auf dem Niveau amerikanischer Shows liegen.
Der Grimme Online Award wird seit 2001 verliehen. Obwohl es gewisse Überschneidungen gebe, werde man den Grimme-Preis für Fernsehproduktionen und den Grimme Online Award auch künftig getrennt halten, sagte die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach.