Gottschalks Erbe bei "Wetten, dass..?":Couchgeflüster um Nachfolger

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Der Thron des Königs ist noch warm - aber der Wettbewerb um Gottschalks Platz hat begonnen. Zählt man die Anforderungen der Show zusammen, schrumpft die Liste der Kandidaten rasch. Ein Ansager wie Jörg Pilawa wäre auf dieser Bühne überfordert.

H. Hoff

Der Thron des Königs ist noch warm, noch ist Thomas Gottschalk im Amt. Noch hat er, rechnet man die Rückblick-Ausgaben im Herbst mit ein, mindestens sechs Ausgaben Wetten, dass..? vor sich.

Gottschalks Abgang beschleunigt die Personaldebatte bei "Wetten, dass..?". Doch bis zum Herbst will sich das ZDF noch Zeit lassen. (Foto: dapd)

Aber der Wettbewerb um seinen Platz von 2012 an hat bereits begonnen, angesichts des angekündigten Rückzugs aus dem Wettgeschäft. Wer jetzt in den Spekulationen nicht genannt wird, gehört entweder zu den Glücklichen, die mit ihrem Job erkennbar zufrieden sind, oder zu jenen, denen man den ganz großen Auftritt schlicht nicht zutraut.

Man könnte die Diskussion natürlich einfach beenden und sagen, dass es einen wie Gottschalk kein zweites Mal gibt. Dass niemand sonst die Brücke zwischen dem ruhigen Bildungsshow-Fernsehen der Marke Peter Frankenfeld oder Hans-Joachim Kulenkampff und der zappeligen Superlativhysterie von heute schlagen kann. Schluss mit Wetten, dass..?

Das ZDF hat mitgeteilt, dass es sich für die Nachfolgefrage bis zum Herbst Zeit lassen wolle. Viel Zeit ist das nicht. Wollen die Mainzer nicht auf hauseigene Kräfte zurückgeworfen werden, müssen sie rasch handeln. Gefragte Moderatoren wissen in der Regel heute schon, was sie Anfang 2012 tun und an wen sie dann vertraglich gebunden sein werden.

Die Bühne, die es zu füllen gilt, ist glatt. Allerdings ist die Marke der Show in einem ordentlichen Zustand. Wetten, dass..? wird mit seiner Mischung aus Stars, Wetten und Gesang noch eine ganze Weile für etliche Millionen Zuschauer gut sein - und die Bilanz des Senders stärken.

Die Vereinbarung mit Co-Moderatorin Michelle Hunziker läuft bis Ende 2011. Aber beim ZDF, hört man, können sie sich durchaus vorstellen, die Schweizerin auch in der Zeit nach Gottschalk weiter zu beschäftigen.

Man werde das Konzept natürlich in den Feinheiten dem Neuen anpassen, heißt es. Allerdings hatte man bislang kaum den Eindruck, als gäbe es im ZDF noch viele packende Showkonzepte auf Halde.

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Der Mann mit dem Seehunde-Biss? Die Stimme von Marge Simpson? Oder der mit dem einfühlsamen Blick? Das Moderatoren-Karussel dreht sich nach Gottschalks Rückzug, angeblich stehen die zwei Favoriten schon fest: Jörg Pilawa und Hape Kerkeling. Aber wen würden Sie gerne als neuen "Wetten, dass..?"-Gastgeber sehen?

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Gesucht wird ein Moderator, der Gottschalks Erbe würdig verwalten kann und auch das Zeug hat, die nach dem Unfall in Düsseldorf wohl dauerhaft entschärften Wetten zum Ereignis hochzureden. Eine komplexe Aufgabe.

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193 Ausgaben, 30 Jahre "Wetten, dass..?" - und ein Paukenschlag: Moderator Thomas Gottschalk kündigt seinen Rückzug an. Das Publikum reagiert mit Unmut. Und eine Frage steht im Raum: Wer kann sein Nachfolger werden?

Der ideale Wetten, dass..?-Moderator muss die Klammer sein, die diese Mammutveranstaltung zusammenhält. Er muss aus sich selbst heraus glänzen. Gottschalks Auftritt am Beginn der Sendung ist jedes Mal ein Ereignis. Was hat er an? Welche Frechheit entschlüpft ihm?

Was bei Gottschalk oft aussah wie spontane Lässigkeit, war auch das Ergebnis präziser Vorbereitung.

Dann die Gäste. Einer Frau wie Madonna muss man - zumindest gefühlt - auf Augenhöhe begegnen und ganz selbstverständlich so tun, als träfe man sich gerade zum Plausch in einem Café. Nichts wirkt hier schlimmer als Anbiederei.

Und erst das Timing: Nie wurde im Fernsehen mehr über die aktuelle Situation des großen Udo Lindenberg verraten als an diesem Samstag, als Gottschalk einen sich um Kopf und Kragen babbelnden Udo: einfach reden ließ.

Zählt man die wenigen, aber hohen Anforderungen zusammen, schrumpft die Liste der Kandidaten rasch. Ein Ansager wie Jörg Pilawa? Wäre auf dieser Bühne überfordert. Er ist ein prima Dienstleister, wenn er hinter seinem Pult steht und Quizfragen stellt. Für die freie Rede, Scherze gar, ist er nicht bekannt.

Pilawa, dessen Name eigenartig früh fiel, gehört zur Riege der Festhalter. Das sind Moderatoren, die einen Schreibtisch oder ein Pult brauchen, als Schutz vor Spontaneität. Auch Stefan Raab, Johannes B. Kerner und Harald Schmidt gehören dazu. Sie alle haben am Möbel eine Position gefunden, auf der sie gut sind, manchmal.

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Und Günther Jauch? Hat er sich, wie mancher meint, am Samstag gegrämt, weil er sich schon für den sonntäglichen ARD-Gesprächskreis nach dem Tatort verpflichtet hat - und künftig einer von vielen Vertretern einer langen Talkshow-Schiene ist? Vielleicht.

Aber wer Jauch öfter beobachtet hat, muss eigentlich zu der Erkenntnis kommen, dass einer wie er, mit seinem eher zurückhaltenden, leicht nerdigen Charme, kaum in den Glitzerrahmen von Wetten, dass..? passen würde.

Jauch gehört zu den mobilen Festhaltern. Er schleppt auch bei größeren Auftritten eine Art Minischreibtisch mit - in Form von Moderationskärtchen.

Bleibt der Favorit all jener, die Humor im Showgefüge schätzen: Hape Kerkeling. Der 46-Jährige taugt zumindest als Ansager. Er kann sehr schön vorbereitete Gags abfeuern und wirkt auch als Freiredner über kurze Passagen noch charmant.

Wetten, dass..? aber geht darüber weit hinaus. Die Show verlangt live enorme Flexibilität und viel Luft für die ganz große Strecke. Immerhin ist Kerkeling mit dem ZDF verbandelt.

Im Gegensatz zu einem, der dem geschilderten Anforderungsprofil noch am nächsten kommt. Matthias Opdenhövel heißt der und springt immer dann ein, wenn Stefan Raab etwas weg zu moderieren hat. Opdenhövel kann Show, er kann Fußball, er kann vor allem Dinge zusammenhalten.

Wer ihn 2009 beim großen Kipp Roll Fall Spektakel von Pro Sieben erlebt hat, weiß das. Bei der Open-Air-Aktion ging alles schief, was schief gehen konnte. Nur Opdenhövel stand mittendrin wie eine Eins und hatte immer noch eine flapsige Bemerkung parat. Ganz wie der junge Gottschalk.

© SZ vom 15.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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