"Gossip Girl"-Neuauflage auf RTL+:Ihr wisst, dass ihr mich liebt

Lesezeit: 2 min

"Hallo Upper East Siders, Gossip Girl hier": Auch Luna La (Zión Moreno, links) und Monet De Haan (Savannah Lee Smith) verfolgen den Gossip auf Instagram. (Foto: RTL/WarnerMedia Direct, LLC)

In der Neuauflage der amerikanischen Jugendserie plaudert "Gossip Girl" wieder Geheimnisse aus. Der Cast ist diverser, das Setting pandemischer.

Von Clara Meyer

New York, 2007: Präsident Bush regiert, Facebook ist das soziale Netzwerk schlechthin und eine Pandemie höchstens das Narrativ dystopischer Filme. Die ersten Folgen Gossip Girl werden ausgestrahlt. Sechs Staffeln lang berichtet ein anonymer Internetblog über die Intrigen superreicher Teenager. Drei Präsidenten, der Durchbruch Instagrams und eine Pandemie später heißt es jetzt wieder: "Hallo Upper East Siders, Gossip Girl hier."

Die Off-Stimme ist geblieben. Nana Spier (im Amerikanischen Kristen Bell) erzählt die Dramen einer neuen Privatschul-Elite. Serena, Blair und Nate sind zwar aus ihren Rollen rausgewachsen, die Gruppendynamik im Spin-off ist dafür fast die gleiche. Auch diesmal sind die Markenwesten der millionenschweren Erben nicht gerade blütenweiß. Und sie fürchten, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Im Mittelpunkt steht die Hassliebe der Halbschwestern Julien (Jordan Alexander) und Zoya (Whitney Peak), die nicht nur die verstorbene Mutter gemeinsam haben, sondern auch die Liebe zu Obie (Eli Brown) teilen. Derweil hadert Audrey (Emily Alyn Lind) mit ihrer Beziehung zu Aki (Evan Mock), und alle beide fühlen sich von Max (Thomas Doherty) sexuell angezogen. Der erinnert zweifellos an den Gossip-Girl-Kultcharakter Chuck Bass. Abgesehen davon sind die Schüler in der Neuauflage kein genaues Abbild ihrer Vorgänger. Die treten selber nicht als Gäste auf, man muss sich mit ihrer ständigen Erwähnung zufriedengeben.

Diesmal weiß der Zuschauer bereits ab der ersten Folge, wer hinter Gossip Girl steckt

Das Ambiente hingegen gleicht dem Original: Soundtrack, Drehorte, Schuluniformen, die nur mit sehr viel Fantasie als Dresscode-konform durchgehen, Partys, Drogen, Sex. Dass Serienküken Zoya mit ihren 14 Jahren eigentlich noch sieben Jahre auf den ersten Cosmopolitan warten müsste, scheint keinen zu interessieren. Ihre intimsten Geheimnisse dafür umso mehr. Zu lesen sind sie auf einem Instagram-Account: Gossip Girl 2.0.

"Das ist ein Blog! So was habe ich ewig nicht gesehen", sagt einer der Betreiber staunend über das Vorbild. Neu ist: Diesmal weiß der Zuschauer bereits ab der ersten Folge, wer hinter Gossip Girl steckt. Die Charaktere tapsen dagegen weiter im Dunklen. Sie sind deutlich diverser besetzt als 2007, denn nicht nur der Umgang mit sozialen Medien ist up to date: Es werden Geschlechterklischees und die eigene Sexualität hinterfragt ("Wir haben das 21. Jahrhundert, kein Label mehr nötig. Er ist queer, er ist bi, er hat sich noch nicht endgültig entschieden."); es wird über psychische Probleme gesprochen und an den angeborenen Privilegien gezweifelt. Gossip Girl ist woke geworden.

Irgendwann geht Influencerin Julien sogar auf eine Demo. Die Szene verdeutlicht, was sich noch geändert hat: Die Demonstranten tragen Maske. Nachdem der Drehbeginn wegen des Pandemie-Ausbruchs verschoben wurde, schrieben die Autoren, übrigens die gleichen wie damals, die Serie entsprechend um. Die Schüler kehren nach einem Jahr Zoom-Unterricht zurück an den Campus ("So sieht also dein Gesicht ohne Maske aus"). Zwar werden die Inzidenzen immer mal wieder vergessen (auf der Intensivstation eines Krankenhauses sind Masken wieder passé). Aber: Ein gemeinsamer Broadway-Besuch wird als Wunder bezeichnet. Auch auf der Upper East Side fragt man sich, wie lange die Theater noch geöffnet sind.

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Gossip Girl, sechs Folgen, bei RTL+

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