Gespräch mit Urban Priol:"Ich bin pathologischer Optimist"

Urban Priol über Georg Schramm, dessen Ausstieg aus "Neues aus der Anstalt" und einen neuen Patientensprecher für die ZDF-Satire.

Thomas Becker

Nach dreieinhalb Jahren verlässt der Kabarettist Georg Schramm, 61, die preisgekrönte ZDF-Satiresendung Neues aus der Anstalt. Er wolle sich auf seine Bühnenprogramme konzentrieren, sagt er. Den letzten Auftritt als "Patientensprecher Dombrowski" hat Schramm am 8. Juni, vor der Sommerpause. Danach muss sein Bühnenpartner Urban Priol, 49, ohne ihn auskommen. Ein Gespräch mit dem "Anstaltsleiter" über die Suche nach einem Nachfolger, Live-Stress und das Verhältnis zum ZDF.

SZ: Herr Priol, der Abschied von Georg Schramm fällt sicher schwer. Wie geht es nun weiter?

Urban Priol: Es war eben nicht eine Zusammenarbeit der Zusammenarbeit willen, sondern eine Partnerschaft, die sich da entwickelt hat und die ich gerne noch länger gehabt hätte. Aber ich verstehe und akzeptiere seine Entscheidung. Wenn es im Rahmen der Anstalt weiter geht, muss es auch in ihrem Sinne fortgeführt werden: durchgeknallt, politisch, respektlos - so wie bisher. Dafür brauche ich jemanden an der Seite, der das kann und auch will. Es wird nicht so sein, dass ich alleine da stehe und sage: Jetzt ist mein Patientensprecher weg, dann machen wir halt Chefarzt und Patienten. Das wird nicht funktionieren.

SZ: Es muss also ein Nachfolger her?

Priol: Ja. Keiner, der versucht Georg zu imitieren. Der ist in seiner Art weder kopier- noch ersetzbar.

SZ: Warum hört er auf?

Priol: Ich sehe und spüre den Stress, den wir haben, um die Sendung so zu machen, wie wir sie machen, als eigenes kleines Theaterstück. Ein Drittel des Monats geht dafür drauf. Ich empfinde es als sehr positiven Stress, aber ich bin auch zwölf Jahre jünger als Georg. Er will und kann das nicht mehr so in dem Tempo und konzentriert sich lieber auf sein Bühnenprogramm.Nach dem ersten halben Jahr Anstalt musste ich meine Auftritte auch reduzieren. Ich habe gemerkt: So geht's nicht. Zur Zeit habe ich drei bis vier Auftritte pro Woche. Das ist immer noch zu viel, aber es macht halt auch Spaß. Das ist der Zwiespalt.

SZ: ... der Georg Schramm schließlich zu seinem Ausstieg aus der Sendung bewogen hat?

Priol: Genau. Georg hat das vergangene Jahr überhaupt nicht auf der Bühne gestanden, sondern sich komplett in den Dienst der "Anstalt" gestellt.

"Wir werden keine pathosbeladene Sendung machen"

SZ: Gab es irgendwelche Differenzen mit dem ZDF?

Priol: Nein, gar nicht. Das ist eine rein persönliche Entscheidung von Georg gewesen. Dass er aufhören möchte, hat er mir schon im Januar gesagt. Dann lief die Maschinerie an, um diesen Entschluss doch noch irgendwie rückgängig zu machen, leider umsonst.

SZ: Wie viele Sendungen sind mit dem ZDF vereinbart?

Priol: Eigentlich bis Jahresende, aber wenn nun niemand da ist - mal sehen. Wir haben demnächst Gespräche, auch mit Programmdirektor Thomas Bellut. Ich hoffe, dass sich etwas tut. Das ZDF möchte weiter gern mit mir zusammenarbeiten, und ich habe die Arbeit stets als sehr angenehm empfunden habe. Aber ich werde sicher nicht versuchen, diese Sendung alleine zu stemmen. In dieser Qualität geht das nur mit jemandem zusammen.

SZ: Es könnte also sein, dass die Anstalt auch nach der Sommerpause im Oktober geschlossen bleibt?

Priol: Ich bin ja pathologischer Optimist und gehe davon aus, dass das irgendwie klappt.

SZ: Haben Sie Dombrowskis Entlassungspapiere schon fertig?

Priol: Wir werden keine pathosbeladene Sendung machen. Es darf ruhig ein bisschen emotional zugehen, aber es sollte schon die bissige Heiterkeit im Vordergrund stehen. Ich schätze mal, dass ich so anfangen werde: "Müssen Sie dem Koch eigentlich alles nachmachen?"

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