Gespräch mit Mirja Boes:"Ich kann ganz schlimme Sachen gucken"

RTL-Komikerin Mirja Boes über Kollegen Mario Barth, das Sandwich-Gefühl, Sex im Fernsehen und ihre neue Sendung.

Christina Maria Berr

RTL-Komikerin Mirja Boes startet eine neue Sketchreihe. Ich bin Boes wird von nun an samstagabends zwischen den beiden DSDS-Sendungen zu sehen sein.

sueddeutsche.de: Ihr neues Format heißt "Ich bin boes" - sind Sie denn bös?

Mirja Boes: Grundsätzlich bin ich, glaube ich, nicht bös. Also ich bin zwar Boes, aber nicht bös. Naja, ein bisschen bös muss man auch sein.

sueddeutsche.de: Was ist denn neu an der Sendung?

Boes: Das Rad wird nicht neu erfunden. Sketch-Comedy gibt's, die werden wir nicht revolutionieren, sondern versuchen, einfach einen netten Betrag dazu zu leisten. Unsere Sendung hat ein britisches Vorbild und dadurch ist der Humor schön schwarz geworden. Das ist vielleicht ganz erfrischend.

sueddeutsche.de: Jetzt stellen Sie ja nicht wie bei ihrer Rolle Angie eine, sondern gleich mehrere Frauen dar.

Boes: Genau, bei Sketchen schlüpft man ja traditionell in viele Rollen. Und hier ist es ein schönes Mittelmaß. Es sind verschiedene Figuren, doch die tauchen immer wieder auf: zum Beispiel die TV-Beautyqueen Valerie Denzer, die fette Bademeisterin, die geile Lehrerin Lisa Hansen und eine Frau, die unglaublich auf ihre Katzen steht. Mittlweile sind mir die Figuren schon so nah, dass ich sie verteidige. Ich sag dann: "Ne, das macht Valerie Denzer nicht, so ist die nicht".

sueddeutsche.de: Welche der Damen ist Ihnen denn am nächsten?

Boes: Ich bin ein Gemisch aus allen, da steckt ja überall der Wahnsinn mit drin. Aber wenn ich eine der Figuren werden müsste, würde ich Valerie Denzer werden.

sueddeutsche.de: Die Dame leitet eine Beauty-Beratungssendung im Fernsehen. Es ist die einzige Figur, bei der es nicht primär um Sex geht. Warum ist das bei allen anderen Rollen so wichtig?

Boes: Sex ist nun mal das, was die Menschen beschäftigt. Solange die Welt sich dreht, wird Sex immer ein wichtiges Thema bleiben. Valerie Denzer hat ja nicht immer so viel Glück in vielen Dingen und mit ihr werden auch die typischen Frauenrollen im Fernsehen selbst karikiert.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Mirja Boes über Dieter Bohlen sagt.

"Manchmal schießt er übers Ziel hinaus"

sueddeutsche.de: Sie haben mal gesagt, es gebe so wenige Frauen in der Comedy, weil die sich nicht trauen, sich zum Affen zu machen. Ist es nicht vielmehr so, dass sie nicht gerne über das Comedy-Thema Sex sprechen?

Boes: Die Comedy der Herren ist natürlich derber als das, was wir Frauen uns erlauben dürfen. Das ist eben durch das Klischee bedingt. Aber man muss ja nicht auf die Oma hauen, man kann das Thema mit einer süffisanten Zweideutigkeit anfassen. In der Sendung Ich bin Boes gibt es beides - das Derbe und das Zweideutige.

sueddeutsche.de: Wen in der Comedyszene würden Sie denn als ihr männliches Pendant bezeichnen? Mario Barth?

Boes: Barth schlüpft ja nicht in viele Figuren, der ist ja eher der Macho, der auf die Bühne geht und seinen Standup macht - gegen Frauen. Das kann er natürlich hervorragend, weil er so genau beobachtet. Aber von der Thematik ist es ähnlich. Ich bin ja ein Riesenfan von Hape Kerkeling, den ich liebe und bewundere. Daher würde ich es gar nicht wagen, mich mit dem zu vergleichen.

sueddeutsche.de: Die nun angesetzten Folgen sollen ja immer Samstags zwischen den beiden Teilen der DSDS-Mottoshows laufen ...

Boes: ... als Sandwichpaket, genau. Das ist doch ganz gut, ich gucke DSDS gerne. Und die Sendung hat nach wie vor eine gute Quote und ein junges Zielpublikum, davon kann man natürlich profitieren. Hoffentlich treffe ich deren Geschmack.

sueddeutsche.de: Hat denn Bohlen selbst auch komödiantisches Talent?

Boes: Durchaus, er ist ja schon selbst eine Figur geworden. Und er ist direkt, unverblümt und ohne jede Form von Diplomatie. Manchmal schießt er übers Ziel hinaus, aber die Kandidaten wissen ja mittlerweile, was sie erwartet, wenn sie sich zu Bohlen begeben.

sueddeutsche.de: Und was außer Castingshows und Ihrer eigenen Show gucken Sie gerne?

Boes: Ich liebe die amerikanischen Serien. Aber ich stoße immer erst auf die, wenn sie schon lange gelaufen und auf DVD zu haben sind. Ich bin ein großer Fan von Gilmore Girls und Sex in the City. Aber ich kann auch ganz schlimme Sachen gucken. Wenn ich mich zerstreuen will, gucke ich zum Beispiel Soaps.

sueddeutsche.de: Vielleicht ein Ergebnis des Medienbetriebs? Hat der Sie denn verändert?

Boes: Kurz nach dem Abi habe ich mit einem Freund am Lagerfeuer einen Bierdeckelvertrag geschlossen, dass ich immer so bleiben muss, wie ich bin. Wenn wir uns sehen, überprüft er das - und bislang hat er immer konstatiert, es sei alles beim Alten. Er meint, ich war schon immer so bescheuert. Aber das ist ja egal.

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