Amazon-Serie "German Crime Story":Schlechter Geschmack

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Der fiktionale Hamburger Säurefassmörder Raik Doormann - gespielt von Oliver Masucci - ist wie seine echte Vorlage Kürschner, verarbeitet also Pelze. (Foto: Hendrik Heiden/Neue Bioskop Television)

Selten sieht man so gut gemachte deutsche Serien wie "German Crime Story". Aber was stellt sie mit den Zuschauern an?

Von Aurelie von Blazekovic

Disclaimer sind eine zur Zeit etwas überstrapazierte Form in der Serienwelt. Die neueste Staffel der Queen-Serie The Crown wurde von Netflix mit dem Zusatz beworben, sie sei "inspiriert von wahren Begebenheiten" und eine "fiktionale Dramatisierung". Die Macher der Serie konnten sich gerade noch gegen Forderungen wehren, unter anderem vorgebracht von Oscarpreisträgerin Judi Dench, dass der Text auch im Vorspann der Serie erscheint. Zwei Gedanken dazu: Ist doch klar, dass ein Werk fiktional ist, in dem Prinz Philip vom selben Typ gespielt wird, der in House of Dragon der Inzest-Onkel Lord Daemon ist (Matt Smith), und außerdem: Who cares, ob die prominentesten Menschen der Welt bei ihren Liebeleien und Weihnachtsfesten auf Netflix womöglich in einer Weise dargestellt werden, die nicht belegbar ist? Andererseits aber, und damit nun weg von den Royals und hin zum Horror in der deutschen Vorstadt, kann man mit einem Disclaimer auch nicht alle ethischen Fragen wegwischen, die die Verfilmung einer echten Geschichte und die damit einhergehende Verzwirbelung von Realität und Fiktion mit sich bringen. Das wiederum beweist nun German Crime Story: Gefesselt.

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