Gastro-Journalismus:Dinner beim Roboter

B-eat: Jüngster Foodtitel aus der G+J-Küche.

B-eat erscheint alle zwei Monate, ein Heft kostet 6,90 Euro.

(Foto: G+J)

Ein neues Magazin aus dem Hause Gruner + Jahr fügt der Restaurant-Kritik eine neue Einheit hinzu: den "B-eat". Das ist aber nicht so schlimm, wie der Name befürchten lässt.

Von Marten Rolff

Die große und immer noch wachsende Welt der Kulinarik - für die Redaktionen etlicher deutschsprachiger Gastro-Magazine ist das bis heute allen Ernstes vor allem die Krustentiersause mit Golfplatz-Stopover an der Côte d'Azur. Realitätsferne scheint der gemeinsame Nenner vieler Titel zu sein: Über Fleisch wird verhandelt, als gehe es um Ware aus dem Fetisch-Shop, über Gemüse im Duktus von Fitnesstrainern, und irgendwo dazwischen besingen retroselige Autoren das Ernteglück in der Septembersonne, so als hätte jeder Leser einen eigenen Biobauernhof.

Gerade ist Gruner + Jahr mit dem Restaurantmagazin B-eat an den Kiosk gegangen. Der etwas anstrengende Name stimmt ja erst mal skeptisch. Weil er den Verdacht nährt, hier wolle sich jemand gemein machen mit abgerockten Claims wie "Köche sind Rockstars, und wir sind backstage dabei", mit allem also, was die Gastroszene bisweilen auch unerfreulich macht. Doch im Heft selbst ist der Ton dann meist überraschend angenehm, die Bildsprache frisch und hier und da angemessen glamourös, schließlich soll es vor allem um die internationale Restaurantszene gehen, um "Food, Travel, Chefs".

Dabei stößt man durchaus auf Interessantes. Zum Beispiel auf kurze Geschichten über "Foodmover" (zu viel Englisch, das nur nebenbei, wirkt auch in der Gastroszene schnell mal provinziell). Über Leute also, die in der Szene durch Innovation auffallen, so wie vier junge US-Ingenieure, die das erste Roboter-Restaurant der Welt betreiben. Die großen Geschichten, etwa Porträts über den Berliner Spitzenkoch Tim Raue oder den Hamburger Edelblogger Julien Walther, gehen in Ordnung, doch waren sie ähnlich schon anderswo zu lesen. Für ein Debüt dürfen Themen gern überraschender sein.

Herzstück des Heftes ist schließlich die Restaurantbewertung, für die B-eat unter anderen Jürgen Dollase angeheuert hat, den ehemaligen Großkritiker der FAZ. Der Anspruch ist, in jeder Ausgabe - das Heft erscheint alle zwei Monate in einer Auflage von 100 000 Exemplaren - "die derzeit besten und aufregendsten Restaurants in Deutschland, Europa und der Welt" zu präsentieren. Der komplizierte Bewertungsschlüssel dazu wird auf einer ganzen Seite erklärt, es gibt drei Kategorien von Restaurants, die mit bis zu fünf "Beats" benotet werden können. Am Ende entsteht einige Verwirrung, Beliebigkeit und ein Ranking, auf der Wichtiges wie das weltberühmte Stockholmer Restaurant Frantzén neben Unwichtigem wie dem Münchner Showroom steht. Warum es 21 Lokale sind und wie sie ausgewählt wurden, bleibt unklar.

Interessanter ist ohnehin die Frage, wie lange B-eat seinem selbsterklärten Anspruch gerecht werden kann. Der Gastrojournalismus strotzt vor Sternen, Löffeln, Gabeln und Hauben und zweifelhaften Rankings. Wenn die Gastrokritik trotzdem in der Krise ist, dann weil es ihr, und zwar überall, an zwei Dingen mangelt, die eng miteinander verbunden sind: Transparenz und Geld. In diesem Sinne kann man also nur wünschen, dass die Haushaltskasse bei Gruner + Jahr üppig gefüllt ist.

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