Gastro-Hörspiel:Aufgedeckt

Der Gourmetkritiker Wolfram Siebeck war selten restlos begeistert. Seine Urteile hat er auf Kassetten gesprochen. Im Hörspiel kann man ihm nun folgen, wie er sich durch die englische Küche isst - von der er noch seltener begeistert war.

Von Stefan Fischer

Der Gourmetkritiker Wolfram Siebeck war in seinen Urteilen mitunter maßlos. Selbst wenn er begeistert war, wie vom Hotel Dorchester in London nach einer Renovierung im Herbst 1981, gab es bloß ein relativierendes Lob von ihm: "Man könnte sagen, es ist geschmackvoll - so schön ist es da."

In England war der 2016 verstorbene Siebeck selten begeistert - eher noch von der Atmosphäre in den Hotels und Restaurants als von dem, was ihm dort vorgesetzt wurde Anfang der 1980er-Jahre. Dennoch reiste er neugierig durchs Land, war in seinen Urteilen weder nörgelig noch in seinen Ansprüchen überkandidelt. Und er wusste zu differenzieren. Konnte guten Service schätzen, auch wenn das Menü zu wünschen übrig ließ. Tadelte die Weinkarte, auch wenn er gut gegessen hatte. All das hat er auf Kassetten gesprochen, eloquent und amüsant, die er dem Regisseur Ulrich Gerhardt vermachte. England ist anders ist die vierte Sendung, die der daraus destilliert hat - zuvor ging es um Rennwagen, um die deutsche und zuallererst (Im Topf ein Coq au vin) um die französische Küche.

Nichts von dem, was Siebeck schildert, gibt es in dieser Form heute noch. Trotzdem haben seine Empfehlungen einen praktischen Nutzen: sich ganz allgemein in Lebensart zu schulen. Und sich auf die angenehmste Weise beplaudern zu lassen von einem leidenschaftlichen Genussmenschen.

England ist anders. Herr Siebeck bereist die Insel, DLF Kultur, 22.03 Uhr. Im Topf ein Coq au vin wird am 4.12. wiederholt.

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