Game of Thrones: Folge 1: "Winterfell" im Recap:Cersei schwimmt gegen den Strom

Game of Thrones: Folge 1: "Winterfell" im Recap: Machtbewusst und brutal: Cersei Lannister (Lena Headey) kämpft in der Schlussstaffel von Game of Thrones um ihr Königreich - und ums Überleben.

Machtbewusst und brutal: Cersei Lannister (Lena Headey) kämpft in der Schlussstaffel von Game of Thrones um ihr Königreich - und ums Überleben.

(Foto: AP/AP)

Die achte GoT-Staffel beginnt. Die Familien sind sich untereinander eher einig als gegeneinander. Und der Nachtkönig sendet Botschaften - allerdings vermutlich nicht an seine Familie.

Von Xaver Bitz

Am 15. April startete die achte und letzte Staffel von Game of Thrones, der Fantasyserie aus dem Hause HBO. Die Episoden laufen immer in der Nacht von Sonntag auf Montag erstmals bei Sky und sind ab Dienstag auch bei Amazon Prime Video und iTunes verfügbar. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen direkt nach Erscheinung. Achtung, Spoilergefahr!

Folge 1: Winterfell

Was wir erwartet haben:

Einen Tripp in den Norden: Nach dem großen Herrschertreffen in der letzten Folge der siebten Staffel bewegen sich Drachenkönigin Daenerys und Jon Snow (den man jetzt womöglich besser Aegon Targaryen nennt?) eng umschlungen nach Norden. Ob Daenerys' Hand (also ihr engster Berater) Tyrion wegen ihrer Verbindung aus Eifersucht skeptisch geschaut hat, oder weil er ahnt, dass Schwester Cersei nicht wie versprochen ebenfalls Truppen gen Winterfell schickt, ist nicht klar.

Der Trailer zur achten GoT-Staffel hatte immerhin verraten, dass auf jeden Fall die Unsullied und die Dothraki unterwegs sind - und natürlich die verbleibenden lebenden Drachen. Auf Winterfell warten die drei noch lebenden Starks auf Daenerys und Jon mit guten (Petyr Baelish ist tot), überraschenden (Jons wahre Abstammung) und katastrophalen Nachrichten (Durchbruch der Mauer) auf sie. Über kurz oder lang werden sie auf den Nachtkönig treffen, der kurz zuvor erst Teile der Mauer hat einreißen Lassen (vom dritten Drachen) und jetzt auf dem Weg ist nach.. ja wohin eigentlich?

Was passiert ist:

Einen ersten Hinweis darauf gibt schon einmal das Intro. Das springt bekanntermaßen immer an die Orte der Handlung. Die vom Nachtkönig geschlagene Bresche wird genauso gezeigt wie sein Weg - und die Tatsache, dass es nach Winterfell nicht mehr weit ist. Die wenigen verbliebenen Handlungsorte gibt es detailierter zu sehen als bei früheren Trailern. So baut sich der große Versammlungssaal in der Heimat der Starks ebenso auf wie die Krypta und der Thronraum in King's Landing.

Dort geht die Reise hin, doch die erste Szene der achten Staffel ist eine Remineszenz an Folge 1 der Serie, "Der Winter naht". Auch dort zog ein Herrscher nebst Anhang in Winterfell ein. Damals war es Robert, diesmal ist es Daenerys mit Jon Snow / Aegon an ihrer Seite. Arya, die wie üblich nicht mit dem Rest der Familie in der Burg warten will, erhofft sich einen Vorab-Blickkontakt mit ihrem Bruder / Cousin, wird aber enttäuscht. Sansa empfängt ihren Bruder / Cousin und seine weibliche Begleitung eher frostig.

Grund: Im Norden kommt es nicht gut an, dass Jon Snow (damit nicht mehr König des Nordens) Daenerys als Königin akzeptiert hat. Bei der Wahl zwischen Titel und Überleben habe er sich für letzteres entschieden, sagt er. Angesichts der Liebschaft mit Daenerys wohl nur die halbe Wahrheit.

Das Wiedersehen mit Ehemann Tyrion (geschieden wurden die beiden ja nie) fällt seitens Sansa schon um ein paar Millimeter herzlicher aus. Beide versichern sich, froh zu sein, dass der jeweils andere noch lebt. Man erinnert sich gemeinsamer Unternehmungen wie Joffreys Hochzeit (Sansa: "er hatte seine Momente") und zeigt Respekt voreinander. Tyrion imponiert die Liste an Männern, die Sansa erst unterschätzt haben und später mehr oder weniger brutal sterben mussten. Sansa belächelt ihn für seine Naivität und Loyalität zu seiner Familie. Weiß Sansa etwa, dass die Lannisters keine Truppen in den Norden geschickt haben?

Am Bet-Baum findet derweil das langersehnte Wiedersehen von Arya und Jon statt. Die beiden haben trotz siebenstaffeliger Unterbrechung immer noch einen guten Draht zueinander. Er fragt sie, wie sie sich so anschleichen konnte, sie ihn, wie er ein Messer ins Herz überleben konnte. Pragmatische Antwort: "Hab ich nicht." Auch bei Arya findet Jon allerdings kein Verständnis für seinen Schritt.

In King's Landing ist Cersei wohl der einzige Mensch auf Westeros, der sich über den Durchbruch der Untoten im Norden freut. Sie hofft wohl, sich dadurch ihrer Feinde und ihrer Familie entledigen zu können - was im Falle der Königin bekanntlich dasselbe ist. Aus Essos hat sie Euron Greyjoy die Goldene Kompanie, eine Söldnertruppe, einschiffen lassen. Der fordert endlich seine Belohnung ein - und Cersei teilt sich das Bett ausnahmsweise nicht mit jemandem aus der eigenen Familie. Zeitgleich erteilt sie Jaimes und Tyrions Kampf-Kumpel den Auftrag, die beiden zu erledigen - symbolisch stilecht mit der Armbrust, mit der Tyrion dereinst ihren Vater Tywin erschoss. Unbemerkt von Cersei und Euron befreit unterdessen Theon seine Schwester Yara.

Zurück in den Norden: Dort erweist sich Daenerys als gute Mama und sorgt sich um ihre inzwischen ziemlich riesigen "Kinder". Immerhin: Sie (oder eher der Drache?) erlaubt Jon, nach einer kurzen Diskussion über Sansas Haltung, mit Rhaegal zu fliegen. Dass das auch mit ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis zu tun haben könnte, darauf kommt keiner der beiden. Und Bran hat sich bislang mit der Plottwist-Bekanntgabe vornehm zurückgehalten. Dafür gibt es allerdings einen amourösen und auch in den Bildern spektakulären Ausflug durch die Winterlandschaft.

Es folgt die fällige Konfrontation Jons mit Sansa, die diesmal konkreter wird. Am Beispiel eines entsagenden Hauses im Norden erklärt sie ihm noch einmal die Mentalität der Nordener. Was das betrifft, hat sich der Ex-King-in-the-North bislang sowohl nördlich als auch südlich der Mauer als maximal lernresistent erwiesen. Er gibt zu bedenken, dass angesichts der nahenden Gefahr Titel nichts bedeuten und verteidigt Daenerys. Die sei nunmal nicht wie ihr Vater, der Sansas Opa und Onkel einst verbrennen ließ. Und Sansa gibt zurück: "Sie ist viel hübscher."

Die sehr überfällige Frage des Verwandtschaftsgrades soll Samwell Tarly klären, der gerade erst von der Hinrichtung seines Bruders und Vaters erfahren hat. Die Begründung: Als bester Freund könne er ihm die Nachricht besser überbringen. Sam jedenfalls findet Jon beim Gedenken an seinen Vater in der Krypta. Er beschwert sich über die Exekution seiner Verwandten und zeigt Jon damit die unterschiedlichen Herrschaftsstile auf. Jon gibt zurück, dass er kein König mehr sei und wird von seinem Freund unterbrochen: "Ich rede nicht vom König des Nordens, sondern vom König der verdammten sieben Königslande." Dann folgt die den Zuschauern bekannte Mutter-Vater-Erklärung. Und Sam gibt sich bei den Titeln zumindest ein wenig mehr Mühe als dereinst Zwiebelritter Davos bei seiner Vorstellung auf Dragonstone: "Aegon Targaryen, sechster seines Namens, Beschützer des Reiches und so weiter." Jons / Aegons Reaktion ist recht typisch für ihn. Erst Loyalität zu Onkel Eddard Stark, danach zu Tante Daenerys.

Als vorletzte Station der Folge geht es ein wenig weiter in den Norden, mit einer guten Nachricht für alle Freunde der sich anbahnenden Tormund-Brienne-Liebelei. Ersterer hat nämlich den Abriss der Mauer genauso überlebt wie Beric. Als sie gemeinsam mit anderen Überlebenden die Festung der Umbers durchsuchen, finden sie keine Überlebenden. Dafür aber Teile der Nachtwache mit dem von Jon ernannten Lordkommandanten Eddison Tollett.

Schließlich: Awkward Aufeinandertreffen auf Winterfell. Denn Jaime Lannister, der inkognito nach Winterfell geritten ist, sieht über den Hof hinweg den ebenfalls weitgereisten Bran. Und der wirft ihm nur vielsagende Blicke zu.

(Un)missverständliche Botschaften

Was der Episodentitel bedeutet:

Streng genommen ist es ja schon seit der vergangenen Staffel so, aber: Mit der Rückkehr von Jon sind - finally - alle Starks zurück auf ihrem Stammsitz. Doch wirklich heimelig ist es auf Winterfell nicht. Neben knapp 13 000 Unsullied und 40 000 Dothraki-Reitern müssen auch noch die Drachen und sämtliche treue Häuser des Nordens versorgt werden. Und für Jon stellt sich heraus: Winterfell ist zwar seine Heimat, aber nicht sein Zuhause. Zudem richten sich die Blicke aus dem Süden (Cersei) und Norden (Tormund) nach Winterfell. Dorthin ist angeblich auch der Nachtkönig unterwegs.

Daran wird man sich bei dieser Episode erinnern:

Der inzwischen recht heiße und auch brenzlige Streit zwischen Jon / Aegon und den Nordernern, beziehungsweise seiner Schwester / Cousine Sansa um die Frage des Thronverzichtes. Die Spannungen werden sich an irgendeinem Punkt entladen. Und auch wenn Jon nicht unrecht damit hat, dass der eigentliche Kampf nicht um Titel, sondern um das Überleben geht: Der Norden erinnert sich nunmal vor allem an das Haus Stark. Gut möglich, dass da demnächst ein neuer König oder eine Königin ausgerufen wird.

Bester Auftritt:

Arya ist die heimliche Heldin der vorvorvorvorvorletzten Folge von Game of Thrones. Ihr mäßigender Einfluss hat das Potential, Jon zur Ruhe zu bringen. Und das Aufeinandertreffen mit dem Hound in Gendrys Schmiede zeugt von gegenseitiger inniger Hassliebe. Beide haben Respekt voreinander, und Sandor Clegane dürfte für die nächsten Folgen recht sicher sein. Zumindest vor Arya, die ihn ja von ihrer Todesliste gestrichen hat. Mit Gendry dagegen entwickelt sich ein Flirt - und es zeigt sich eine ganz neue Seite der jüngsten Stark-Tochter.

Wir mochten Tyrion lieber, als er noch...

... klüger war. Sansa hat nämlich nicht unrecht, dass Tyrion im Glauben an seine Schwester Cersei maximal naiv ist. Fehler zwei: Er denkt über diesen Hinweis offenbar gar nicht recht nach, sondern verstrickt sich dagegen mit Davos und Varys in Diskussionen über weise alte Männer. Immerhin sorgt er für ein paar humoristische Elemente. Aber das hat er früher auch schon.

Wen wir vermisst haben:

Vermisst ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber von der großen Schau im Norden war auffällig, dass man von dem Nachtkönig und dem Untoten-Viserion nur eine Art "Botschaft" an die Lebenden gesehen hat. Der junge Ned Umber, Lord seines Hauses, an die Wand genagelt, umgeben von spiralförmig angeordneten Armen um seinen Körper. Ähnliche Nachrichten gab es schon in den Staffeln zuvor und vermutlich wollte der große Unbekannte ja auch, dass die Lebenden zu sehen bekommen, was er da an die Wand kreiert hat. Deswegen stellt sich immer mehr die Frage nach seinen wahren Intentionen und Zielen. Vielleicht ist er ja gar nicht so böse? Ebenfalls nicht zu sehen: Melisandre. Die wollte doch eigentlich auf Westeros sterben?

Wir müssen uns verabschieden von:

Niemandem! Kaum zu glauben, aber die erste von sechs Chancen, geliebte und ungeliebte Charaktere loszuwerden, ist verstrichen. Überhaupt war "Winterfell" eine der unblutigen, vielleicht die unblutigste GoT-Episode.

Wie es weitergeht:

Eine ehrliche Haut wie Jon / Aegon wird die Bürde um das Wissen der Verwandtschaft sicher nicht lange mit sich herumtragen. Man darf also sicher gespannt sein auf die Auswirkungen, die das auf seine Beziehung mit Daenerys, aber auch mit Sansa hat. Der Plan von Tormund, Beric und Eddison, an der Untotenarmee vorbeizureiten, um Winterfell vor ihnen zu erreichen, erscheint recht ambitioniert. Sie werden ja auch noch einen Sicherheitsabstand einhalten wollen. Cerseis weitere Pläne liegen dagegen (noch) im Verborgenen. Wieso war sie so sauer, dass die Söldnertruppe keine Elefanten dabei hat? Mit Dickhäutern gegen Drachen und Untote? Das kann nicht gutgehen.

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