Süddeutsche Zeitung

Game of Thrones:Der lange Weg zum Stream

Lesezeit: 2 min

Von Theresa Hein

Wenn man etwas wirklich, wirklich gerne mag und wenn man gute Qualität schätzt, dann zahlt man gerne dafür. Das gilt für frische Brezen genauso wie für Journalismus oder Fernsehserien. Für alle, die sich bewusst entschieden haben, die vergangenen zwei Wochen auf einer einsamen Insel zu verbringen oder sofort zu Ohropax greifen, wenn die Freunde auch nur wagen, dieses Thema anzusprechen: Am 15. April begann die finale Staffel der Serie Game of Thrones. Und ja, das war wirklich nicht nur medial ein Riesenaufschrei. Denn überdurchschnittlich viele, sehr unterschiedliche Menschen können sich auf diese Serie nicht nur einigen, sondern finden sie ganz fantastisch.

Deswegen war es für diese Menschen auch so schön, dass der Bezahlsender bekanntgab, die neuen Folgen immer analog zur amerikanischen Erstausstrahlung über den als unkompliziert angepriesenen Streamingdienst Sky Ticket zu zeigen. Das Versprechen: Einmal anmelden, monatlich kündbar, beste Qualität, außerdem natürlich in Originalsprache. Und das alles zur gleichen Zeit sehen, wie die amerikanischen Fans. Durch die gesamte Programmbreite hindurch wurde der Staffelstart mehr als auffällig beworben.

In der Umsetzung hat das nicht so gut funktioniert: Der Stream startete häufig nicht. Das betraf vor allem die erste Folge der neuen Staffel. Andere Sky Ticket-Nutzer konnten die Folge nicht in der Originalsprache Englisch ansehen, was viele als frustrierend empfanden angesichts der Tatsache, dass sie für die erste Folge extra bis drei Uhr nachts aufgeblieben waren um sich dann mit der deutschen Synchronisation zufriedengeben müssen. Außerdem gab es Probleme mit der Bildqualität und für Unmut sorgte auch die etwas umständliche Nutzeroberfläche von Sky Ticket: Man kann das Programm nicht im Browser öffnen, wie andere Streamingdienste, sondern muss es jedes Mal neu auf dem Desktop starten, was zu Wartezeiten führt. Auch die Qualität des Streams entspricht nicht dem heutzutage standardmäßigen Full-HD.

Die Bewältigung von Bundesliga und Game of Thrones bereitet Probleme

Den größten Unmut verursachte allerdings die Account-Aktivierung bei Sky Ticket: Wer sich für einen Account entscheidet, kann diesen nicht sofort nutzen, sondern erhält einen Aktivierungscode. Diesen gibt man bei der erstmaligen Nutzung ein. Bis der Account aktiviert ist, dauert es allerdings noch eine Weile - mehrere Stunden mussten die Käufer teilweise warten. Das ärgerte viele gerade deshalb, weil der Bezahlsender im Vorfeld mit der Nutzerfreundlichkeit des Produktes geworben hatte.

Bei Sky ist man sich dieser Probleme bewusst und bittet um Verständnis: Die Probleme hingen mit dem hohen Neu-Nutzeraufkommen am Montag, den 15. April zusammen. Die lineare Ausstrahlung um 20:15 der ersten Folge am Montagabend erfolgte parallel zum Fußballspiel der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV. Der Ansturm auf die Plattform Sky Ticket sei in dieser Form noch nie dagewesen, anders als andere Sender sei man der einzige Anbieter, der das Unterhaltungsprogramm parallel zu solchen Liveterminen koordinieren müsse. Deswegen empfiehlt Sky eine Anmeldung für ein Ticket am Tag vorher und nicht unmittelbar vor dem Schauen des Fußballspiels oder Game of Thrones. Dass Nutzer die gleichen Probleme auch am Ostermontag hatten, darauf ging der Sender nicht ein.

Die Probleme bei der Sprachauswahl und der schlechten Bildqualität betreffe nur eine kleine Zielgruppe, um die werde man sich aber kümmern, so der Bezahlsender. Bereits um vier Uhr, eine Stunde nach der Erstausstrahlung, sei die englische Version verfügbar gewesen. Die Zuschauer, denen etwas Anderes versprochen wurde und die statt der mit Spannung erwarteten Serie mit Fehlermeldungen auf dem Bildschirm abgespeist wurden, dürfte das allerdings nicht zufrieden stellen. Und auch, wenn Menschen bei Fernsehserien mitunter emotionaler werden können als beim Klimawandel: Überraschend kam der Start der finalen Staffel der gehypten Serie nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4422896
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.