"Game of Thrones"-Recap:Neue Episode "Game of Thrones": Selbsthilfegruppe für Westeros-Klopper

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(Foto: N/A)

Eine beliebte Fan-Theorie scheint endlich in Erfüllung zu gehen. Nein, nicht die eine. Die andere.

Von Matthias Huber

Die sechste Staffel Game of Thrones läuft seit 24. April immer in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Sky. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen jeden Montag für Fans nach. Aber Achtung: Spoilergefahr!

Episode 7: Der Gebrochene

Was wir erwartet haben:

Jaime, der für ein paar Staffeln ein Guter war, reist in die Riverlands, um den Bösen im Kampf gegen die Guten zu helfen. Arya Stark hat in Bravos ihre Meuchelmörder-Ausbildung abgebrochen und wird jetzt bestimmt problemlos nach Westeros zurückreisen können. Und in der Hauptstadt King's Landing scheint der Lumpenpapst High Sparrow das Königspaar Tommen und Margaery fest im Griff zu haben. Oder stimmt nichts von alledem?

Was passiert ist:

Viele Episoden gibt es nicht, in denen der Vorspann erstmal warten muss. "Der Gebrochene" ist aber eine davon. Was so wichtig ist, dass es eine Szene vor dem "Game of Thrones"-Schriftzug gibt? Natürlich, dass schon wieder ein Totgeglaubter doch nicht tot ist. Also die nächste Fan-Theorie, die sich wohl bestätigen wird: Sandor Clegane, der "Hound", wurde einst von Arya sterbend zurückgelassen. Jetzt lebt er gemeinsam mit einem Lumpenpriester und dessen Anhängern irgendwo friedlich auf dem Land. Eine Art Selbsthilfegruppe für unverbesserliche Westeros-Klopper. "Hi, ich bin Sandor, und ich habe seit eineinhalb Staffeln niemanden umgebracht." - "Hi, Sandor." Aber wie es mit einem wirklich Süchtigen nun mal so ist, bekommt er bald - wenn auch nicht mehr in dieser Episode - Gelegenheit für einen Rückfall. Spätestens, falls er nach King's Landing zurückkehrt und dort vielleicht in irgendeiner Arena beim von Serienfans so betitelten "Cleganebowl" ganz zufällig auf seinen verhassten Bruder, den "Mountain", treffen sollte ...

Mit den Regeln der Götter ist das aber auch so eine Sache. Der neue (und schon wieder ehemalige) Mentor von Sandor war da relativ streng, Gewalt unter gar keinen Umständen und so. Ausgerechnet sein Chef, der High Sparrow in King's Landing, ist etwas lockerer. Er will die sündige Margaery davon überzeugen, dass ein bisschen Sünde im Dienste ihres Ehemannes voll in Ordnung ist, selbst oder gerade wenn sie mal nicht so viel Lust auf den wenig beeindruckenden König Tommen hat. Findet Margaery anscheinend gut, und dass Oma Tyrell allmählich wirklich aufpassen muss, es sich mit der Kirche nicht komplett zu verscherzen, sieht Margaery bei der Gelegenheit auch ein. Sieht zumindest so aus. Die Kritzelei einer Rose - das Symbol von Haus Tyrell -, die Margaery der Dornenkönigin Olenna heimlich zusteckt, sagt aber etwas anderes: Fahr ruhig heim, ich habe hier schon alles im Griff. Gut so, kann Olenna vor der Abreise noch ein letztes Mal Cersei genüsslich die Meinung sagen. Frei zitiert nach US-Präsident Obama: "Olenna out."

So oder so ähnlich hat sich Barack Obama beim White House Correspondents' Dinner 2016 geäußert. (Foto: imgflip / Youtube)

Cersei steht in solchen Konversationen nämlich relativ allein da, weil der High Sparrow via Königlein Tommen ja Cerseis Bruder/Lover Jaime in die Riverlands geschickt hat, und ihr frankenstein'scher Leibwächter, der "Mountain", ist nicht gerade der Eloquenteste. Aber ob Jaime so eine große Hilfe gewesen wäre? Seine Verhandlung mit Brynden Tully, dem sogenannten "Blackfish", einem Stark-Verbündeten, verläuft jedenfalls auch nicht gerade zufriedenstellend. "Belagere uns ruhig", sagt dieser nämlich. "Wir haben Proviant für zwei Jahre. Hast du so lange Zeit, Königsmörder?" Immerhin: In der Wartezeit könnte George R. R. Martin endlich die nächsten Bücher fertig schreiben und selbst erzählen, wie es mit Jaime Lannister weitergehen soll, anstatt die Serienautoren die ganze Arbeit machen zu lassen.

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Generell ist das mit den Verhandlungen aber so eine Sache. Auch den wiedervereinten Stark-Geschwistern Sansa und Jon Snow ergeht es da nicht viel besser als Jaime. Erst überzeugen sie nur mühsam die Wildlinge, mit ihnen zu kämpfen, dann braucht es die Hilfe des hochtalentierten Grundschullehrers Davos, um die nach Jon Snows Vielleicht-Mama benannte Lyanna Mormont für ihren Krieg gegen Ramsay Bolton zu gewinnen. Bei den erwachsenen Oberhäuptern der anderen Häuser kann aber selbst Davos nicht helfen, weshalb Sansa wohl mal wieder ihre Haut an den Höchstbietenden verkaufen muss.

Was der Episodentitel bedeutet:

"Der Gebrochene", das klingt nach dem gewaltsuchtkranken Sandor, der es sich im Pfarreikreis gerade gemütlich gemacht hatte. Aber so richtig verändert hat er sich eigentlich nicht, bloß dass er gerade eher Holz hackt statt Knochen knackt. Dafür kommt Theon, Eunuch und ewiges Opfer, mit der Selbstheilung selbst Staffeln später nicht wirklich voran. Vielleicht hilft es ja, dass seine Schwester ihm mal wieder deutlich sagt, dass er sich gefälligst endlich zusammenreißen soll.

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So wird man sich an diese Episode erinnern:

Ja, ja, der "Hound" ist wieder da. Viel überraschender als das war aber eigentlich, dass Arya nach gefühlt 20 Episoden in der Meuchelmörder-Akademie offenbar immer noch nichts gelernt hat. Allmählich war es das dann auch mit den letzten Chancen. Wird Zeit, dass die Arya-Ausbildungs-Geschichte ähnlich unzeremoniell beendet wird wie die Revolution in Dorne und der seit drei Staffeln ungesehen davonrudernde Königsbastard Gendry.

Bester Auftritt:

Ein Preis, den diese Woche gleich einige Thronspieler verdient hätten. Sandor natürlich, weil er sich so redlich und erfolglos bemüht, endlich mal nett zu sein. Olenna, weil die ohnehin immer sehr schlagfertige Dornenkönigin in ihrer Szene mit Cersei ihr Meisterstück abliefert. Bronn, weil der liebenswerte Söldner auch nicht mehr hören kann, dass die Lannisters angeblich immer ihre Schulden bezahlen würden. Wo ist denn nun das versprochene Schloss und die adelige Braut, Jaime? Hmmm? Aber sie alle haben keine Chance gegen Lyanna Mormont. Ein zehnjähriges Mädchen, das Jon Snow und Sansa Stark erst einmal all ihre Fehlentscheidungen vor Augen führt, um sich dann doch mit großer Geste und seinen 62 Rittern der Stark-Snow-Armee anzuschließen. "Wenn sie alle so furchteinflößend sind wie ihre Herrin", sagt der weise Davos mit seiner aufrichtigsten Kindergärtner-Stimme, "dann sind die Boltons dem Untergang geweiht."

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Wir mochten Jaime lieber, als er noch ...

... mit Brienne unterwegs war. Da hat der Königsmörder mal eine Staffel lang Rittertugenden gelernt und gezeigt, dass er eigentlich ein ganz Netter sein kann, so lange Cersei nicht in der Nähe ist. Auch als er von Bronn Schwertkampfunterricht bekommen hat, war er ausnahmsweise erträglich. Und jetzt? Wieder vollkommen unter der Fuchtel der Königsmutter mit der modischen Kurzhaarfrisur. Immerhin spiegelt Bronn mit seinen bissigen Kommentaren die Rolle des angewiderten Serienzuschauers ...

Wen wir vermisst haben:

Euron Greyjoy. Viel haben wir von dem Mann noch nicht gesehen, der Daenerys angeblich mit tausend Schiffen bezirzen und dann selbst den Eisernen Thron von Westeros besteigen will. Ein ehrgeiziges Ziel für eine Figur, die insgesamt gerade mal höchstens viereinhalb Minuten auf dem Fernsehbildschirm zu sehen war. Dabei wären er und Daenerys vielleicht gar kein so schlechtes Paar, so nah wie sie beide am Größenwahn gebaut sind. Nur schade, dass die Sendezeit offenbar nicht reicht, um mehr davon zu zeigen, wie dieser angenehm verrückte Onkel seiner Nichte Yara und seinem Neffen Theon nach dem Leben trachtet.

Wie es weitergeht:

Wird Brienne Jaime endlich die Gedanken an dessen Schwester Cersei aus dem Kopf schlagen? Wird Sandor "the Hound" Clegane nach eineinhalb Staffeln Abstinenz endlich wieder Köpfe abschlagen? Und wird sich Arya in ihrer nächsten Begegnung mit der Meuchelmörder-Rivalin Waif endlich besser schlagen?

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