Süddeutsche Zeitung

"Game of Thrones"-Recap:6. Staffel "Game of Thrones": Die Stunde der Frauen

Lesezeit: 4 min

Wer hatte den besten Auftritt in "Die rote Frau"? Wen haben wir vermisst? Und was ist mit Jon Snow? Antworten auf die wichtigsten Fragen zur neuen GoT-Staffel.

Von Matthias Huber

Die sechste Staffel von Game of Thrones läuft vom 24. April an immer sonntags auf Sky. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen jeden Montag für Fans nach. Aber Achtung: Spoilergefahr!

Episode 1: Die rote Frau

Was wir erwartet haben:

Was ist jetzt mit Jon Snow? Lebt er? Ist er tot, aber ersteht wieder auf? Ist (beziehungsweise war) Jon Snow wirklich der Sohn von Ned Stark? Und wie ergeht es eigentlich Daenerys mit dem Reitervolk der Dothraki? Das Ende der fünften Staffel hatte im Juni 2015 deutlich mehr Fragen aufgeworfen als Antworten zu geben, und es wurde wohl noch nie in der Sendepause so viel über eine Serie spekuliert und geschrieben wie in diesem Jahr über Game of Thrones. Bis es vergangene Nacht endlich so weit war.

"Die rote Frau" heißt die neue Episode der unerhört erfolgreichen Fantasy-Serie. Ein Titel, der schon wieder alle hoffen ließ: Wird die "rote Frau", die mysteriöse Priesterin Melisandre, Jon Snow vom Tod erwecken, wie es ein Priester ihrer Religion in der Serie bereits mit einer anderen Figur getan hatte?

Was passiert ist:

Jon Snows Tod war die letzte Einstellung der fünften Staffel. Also geht es in Castle Black, dem Hauptquartier der Nachtwache, erst einmal um die Aufarbeitung des Verrats und Mordes am Kommandanten. Davos, einst rechte Hand von Thronerbe Stannis Baratheon, hatte gerade damit begonnen, in Jon Snow einen neuen Anführer zu sehen, dem er loyal zur Seite stehen kann. Und jetzt findet er seine Leiche im Schnee. Gemeinsam mit ein paar Freunden und Jons weißem Wolf Ghost verbarrikadiert er die Leiche in einem Zimmer der Burg, während draußen die Mörder das Kommando über die Nachtwache übernehmen. Die Priesterin Melisandre aber lässt der Tod des Mannes, in dem sie einen prophezeiten Weltretter vermutete, in verzweifelte Ratlosigkeit stürzen - und die Maske ablegen, die sie seit ihrem ersten Auftritt zu Beginn der zweiten Staffel getragen hatte.

Andernorts in Westeros ist die Stimmung kaum besser: In King's Landing schmort Königin Margaery Tyrell weiter im Verlies religiöser Fanatiker, Königsmutter Cersei Lannister erfährt vom Tod ihrer Tochter Myrcella (und erinnert sich an die nun zu zwei Dritteln eingetroffene Prophezeiung vom Tod ihrer drei Kinder). Myrcellas Mörderinnen um Ellaria Sand und die Töchter des grausam getöteten Oberyn Martell spinnen am Königshof von Dorne weiter ihre Intrigen. Die frisch erblindete Arya Stark bettelt im fernen Braavos um Almosen, ehe ihr eine alte Rivalin eine schmerzhafte Lektion mit eine Holzknüppel erteilt. Und Königin Daenerys, Drachenmutter, Dothraki-Häuptlingsfrau, Sklavenbefreierin und Ikone der Frauenbewegung fantasyweltweit, ist mal wieder in Gefangenschaft gelandet. Wenn doch nur ihr geschuppter Sohnemann auftauchen würde, um den bärtigen Reitern mit ihren sexistischen Sprüchen die sorgsam gepflegte Haarpracht zu versengen.

Aber es gibt auch einen positiven Moment - und der gehört ausgerechnet den zwei Personen, die es in den vergangenen 50 Episoden vielleicht am übelsten abbekommen haben. Sicher, Theon Greyjoy und Sansa Stark haben Fehler gemacht. Der eine hat seine Ziehfamilie verraten und musste dafür mit Körperteilen und dem Verlust sämtlicher Menschenwürde büßen. Die andere hat sich in adoleszentem Leichtsinn in einen Soziopathen verliebt und musste dafür die Hinrichtung ihres Vaters, Demütigungen, Folter und Vergewaltigung ertragen. Da rührt es beinahe zu Tränen, dass jetzt endlich eine baumgroße Beschützerin auftaucht, die die künftige Königin des Nordens hinter ihren Schild nimmt. "Team Sansa!", oder so.

Was der Episodentitel bedeutet:

"Die rote Frau" ist etwas irreführend. Zwar gehört der Priesterin Melisandre, die diesen Beinamen trägt, die letzte Szene und wohl auch größte Überraschung der Episode. Aber es sind überhaupt beinahe nur Frauen, die zu Beginn der sechsten Staffel ihren großen Auftritt haben - und die meisten von ihnen lassen sich auf die ein oder andere Art mit der Farbe Rot in Verbindung bringen. Die rothaarige Sansa Stark zum Beispiel, oder die kämpferische Ellaria Sand, die sich genüsslich im Blut ihres jüngsten Mordopfers suhlt. Arya Stark, offenbar trotz Blindheit immer noch Meuchelmörder-Azubi. Und Königin Daenerys, deren ständiger Begleiter das rotlodernde Drachenfeuer ihrer Söhne ist. Die Stunde der Frauen also.

So wird man sich an diese Episode erinnern:

Als der Wendepunkt für die wirklich übermenschlich gebeutelte Sansa Stark. Fünf Staffeln hat sie beinahe nur einstecken müssen. Es sah zwar schon ein paarmal kurzfristig so aus, als ginge es für die einst ungeschickt verliebte Teenagerin endlich bergauf. Aber so vielversprechend wie jetzt waren die Aussichten noch nie.

Bester Auftritt:

Obara Sand, uneheliche Tochter von Oberyn Martell. Oder genauer gesagt: ihr Speer. Im Krieg, in der Liebe und in Game of Thrones sind offenbar alle Mittel recht.

Wen wir vermisst haben:

Samwell Tarly. Er reiste gegen Ende der vergangenen Staffel in die Stadt Oldtown, um ein Maester zu werden, ein Schriftgelehrter. Davor war er vor allem treuester Begleiter von Jon Snow. Ihn zu sehen, wie er um den geliebten Freund trauert, hätte uns bestimmt das Herz gebrochen.

Wir mochten Jaime Lannister lieber, als er noch ...

... mit seiner Schwester/Liebhaberin Cersei im Clinch lag. Auch wenn die Königsmutter zuletzt einiges abbekommen hat, fühlt es sich noch nicht so an, als hätte sie die Zuneigung ihres irgendwie doch ganz netten Bruders schon wieder verdient. Aber der Tod der gemeinsamen Kinder schweißt offenbar ausreichend zusammen.

Wie es weitergeht:

Jon Snow ist immer noch tot. Daenerys ist immer noch gefangen, ebenso Königin Margaery. Arya ist immer noch blind. Und die White Walker, diese untoten Eismonster, stehen immer noch vor dem Grenzwall im Norden. Also ist eigentlich nicht viel anders als zum Ende der vergangenen Staffel. Aber während es da zuletzt mehr um Einzelschicksale ging, um die Taten von Helden und Schurken, könnte die Geschichte jetzt wieder politischer werden. Immerhin droht nach dem Putsch in Dorne ein Krieg mit dem südlichen Königreich, und auch das geld- und einflussreiche Haus Tyrell wird die Kerkerhaft von Margaery und Loras in King's Landing nicht mehr lange hinnehmen. Nur Daenerys wird, wenn man dem kleinwüchsigen Tyrion Lannister glauben kann, nicht in das Geschehen eingreifen: "Sie wird wohl nicht so bald nach Westeros segeln." Die Schiffe ihrer Flotte sind nämlich im Hafen verbrannt.

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