Die Wartezeit war dieses Mal besonders lang: Mit Verspätung startete am 17. Juli die siebte und vorletzte Staffel der HBO-Serie Game of Thrones. Die Episoden sind immer in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Sky erstmals zu sehen, später auch auf Amazon Prime und iTunes. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen jeden Montag für Fans nach. Aber Achtung: Spoilergefahr!
Episode 4: Kriegsbeute
Was wir erwartet haben:
Daenerys ist stocksauer. Erst sah alles so einfach aus: Sie hat eine große Armee, drei Drachen und mit den Häusern Martell, Tyrell und Greyjoy (oder zumindest Theon und Yara) auch ausreichend Verbündete in Westeros. Und nun? Olenna Tyrell ist (großartige) Geschichte, Ellaria Sand-Martell sitzt in Cerseis und Yara Greyjoy in Eurons Kerker. Und Schiffe hat Daenerys auch keine mehr. Es wird Zeit, dass die Königin der verbrannten Herzen mal wieder einen Sieg einfährt. "Schluss mit den cleveren Ideen", sagt sie schon im Trailer zu dieser Folge. Also kommen jetzt wohl die dummen Ideen. Wie zum Beispiel auf einem Drachen in die Schlacht reiten.
Was passiert ist:
Aber der Reihe nach. Erst geht es um die Finanzen. Bronn, liebenswerter Söldner und menschgewordene Gemeinsamkeit der entfremdeten Brüder Lannister, erinnert Jaime daran, dass dieser ihm immer noch eine Burg schuldet - und spekuliert unverhohlen auf den Tyrell-Familiensitz Highgarden. Erst einmal muss er sich aber mit einem Sack voll Gold zufrieden geben. Ähnlich geht es dem Klinkenputzer der Iron Bank von Braavos mit Königin Cersei. Bloß dass dieser zumindest im Augenblick noch wesentlich optimistischer ist, was das Begleichen königlicher Schulden angeht. Immerhin haben die Lannisters ja gerade das Vermögen der reichen Tyrells erbeutet. Stimmung in King's Landing also: Warten auf den Paketboten.
Stimmung in Winterfell dagegen: Was zur Hölle ist mit Bran los? Während Sansa offenbar akzeptiert hat, dass ihr Bruder seine Qualitäten als X-Men-Lehrmeister auslebt, weiß Littlefinger nicht so recht, was er von der ganzen Sache zu halten hat. Idee: "Ich schenke Bran den Dolch, mit dem er einst umgebracht werden sollte, und schaue, wie er reagiert". Falls Littlefinger auf ein Dankeschön gehofft hat, dann wird er enttäuscht. Stattdessen: "Chaos ist eine Leiter", ein Satz, den Littlefinger vor fünf oder sechs Staffeln im fernen King's Landing zu Varys sagte. Also eine unverhohlene Kampfansage von Professor Bran an den ungekrönten König der Lügner: Ich weiß alles, wirklich alles, über dich.
Weil Bran mittlerweile ein Mann des Geistes ist, reicht er den Dolch kurzerhand an seine Schwester Arya weiter, die damit besser umgehen kann und praktischerweise genau in dieser Episode ebenfalls in Winterfell angekommen ist. Und weil Littlefinger noch nicht genug Angst vor den zwei seltsamsten der ohnehin schon reichlich seltsamen Stark-Kinder hat, zeigt Arya gleich noch im Hof am Beispiel Brienne, dass niemand mit dem Dolch so gut umgehen kann wie sie. Der Lohn der Mühe: Lord Littlefinger Baelish präsentiert den schönsten "Oh shit"-Gesichtsausdruck der Seriengeschichte.
Bis auf Sansa haben also alle noch lebenden Starks inzwischen ihre Spezialfähigkeiten. Bei Jon Snow sind das seine Verführungskünste in Höhlen. Weil das nämlich schon damals bei Ygritte so gut geklappt hat, bittet er jetzt Daenerys Targaryen in das Gewölbe unter Burg Drachenstein. Der Vorwand: Schau mal, was ich gefunden habe. Prähistorische Höhlenmalereien, die praktischerweise genau die unbequeme Wahrheit dokumentieren, die Jon Al Gore Snow der Königin eintrichtern will. Dany findet das ziemlich plausibel und Jon gleich noch ein ganzes Stück attraktiver. Nur der fehlende Kniefall steht weiterhin zwischen ihnen.
Da braucht es wohl in den kommenden Episoden Liebesvermittler Davos und Missandei, um Jon daran zu erinnern, dass eine ganz andere Art von Auf-die-Knie-gehen auch seine innenpolitischen Probleme im Norden lösen würde. Sonst geht es ihm so wie letztes Mal, als er seine Untergebenen allzu heftig vor den Kopf stieß, und die Zuschauer müssen wieder eine ganze Staffelpause rätseln, ob er jetzt wirklich tot ist. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht: Sowohl Davos als auch Missandei erinnern Jon unterschiedlich wortreich an das gute Herz der Drachenmutter und die Brust, in der es schlägt. Und Dany selbst gibt für einen kurzen Moment den allwissenden Bran, als sie Jon wörtlich das Argument für eine Allianz liefert, mit dem dieser einst Wildlingkönig Mance Rayder überzeugte.
Aber genug der Romantik: Daenerys erfährt endlich, dass sie Highgarden verloren hat, beschließt das Ende cleverer Ideen und muss nur noch entscheiden, ob sie gleich King's Landing oder zuerst lieber etwas anderes anzünden soll. Weil ihr Cersei in King's Landing aber vor einigen Episoden zuvorgekommen ist und ihr der zukünftige Ehemann obendrein davon abrät, entschließt sie sich für einen Überfall auf den Paketbote. Für das Gold kommt sie zwar zu spät, für Jaime Lannister aber nicht. Die Folge: Die Eyeliner-Armee der Dothraki in Action, jede Menge Drachenfeuer und eine zehnminütige Achterbahnfahrt der Ängste. "Mist, Bronn stirbt!", "Mist, Drogon stirbt!", "Mist, Daenerys stirbt!", "Mist, Jaime stirbt!". Das Ergebnis dann zum Glück doch nur: "Mist, Bronn ist wieder pleite!".