"Game of Thrones"-Ausstellung in Berlin:Probesitzen auf dem Eisernen Thron

Eröffnung 'Game of Thrones: Die Ausstellung'

Ein Foto machen mit dem "weißen Wanderer"? In der Game of Thrones-Ausstellung wird Fernsehen anfassbar.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Wie kommt man nach Westeros ins ewige Eis? Bei der "Game of Thrones"-Ausstellung in Berlin fahren Fans der Serie mit dem Aufzug in die Welt der Fantasy-Serie. Und machen Selfies mit ihren Lieblingsfiguren.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Von Berlin-Treptow bis ins ewige Eis sind es nur ein paar Sekunden: Brille anziehen, Kopfhörer über die Ohren, der Aufzug fährt los. Schreie schallen durch das blendende Weiß, der Wind weht immer stärker und schon liegt das Königreich Westeros 200 Meter unter einem. Was für eine Aussicht, was für eine virtuelle Welt! Dann stürzt der Aufzug in die Tiefe.

Ganz unten in der Tiefe wird gefeiert. 200 Gäste sind am Dienstagabend in die Arena an der Spree gekommen, um die Ausstellung der Fantasy-Serie "Game of Thrones" vor dem offiziellen Beginn schon einmal im kleinsten Prominentenkreis zu eröffnen. Eingeladen haben der deutsche Bezahlsender Sky und der amerikanische Bezahlsender HBO. Für Nicht-Fans: "Game of Thrones" ist eine der erfolgreichsten Fernsehserien der Welt. Und weil das so ist, weil die Sendung in mehr als 150 Ländern gezeigt wird, hat sich dieses Blutepos über Machtkämpfe, Massenvergewaltigungen und Mordlust auf den fiktiven Kontinenten Westeros und Essos längst zu einer Marktmaschine entwickelt: Jutebeutel, Luxusuhren, ein eiserner Thron fürs Wohnzimmer - es gibt nichts, was es aus dem Hause "Game of Thrones" (GoT) nicht gibt. Und nun eben eine Ausstellungstour, die unter anderem in London, Tel Aviv und Paris stoppt und vom 13. bis zum 17. Mai in Berlin zu sehen ist. Der Aufwand ist groß: 70 Original-Requisiten werden in 17 Flugzeugen von Stadt zu Stadt transportiert.

Eine Ausstellung wie ein hippes Mittelalterfest

In Berlin hat sich die Zeit an diesem Abend irgendwo zwischen Mittelalter und 2015 eingependelt: Zwei Frauen in schwarzen Gewändern schießen Selfies vor Puppen in noch längeren Gewändern, in einer Ecke hängen Speere und Schwerter, tätowierte Kellner mit Meister-Proper-Armen reichen Crémant und Rindfleisch-Häppchen. Könnte also auch ein hippes Mittelalterfest sein, ist aber eben eine Ausstellung - zumindest geht es in die Richtung: ein bisschen Prominenz, ein bisschen Politik, ein bisschen Kinderspielplatz.

Seriendarsteller Liam Cunningham und Tom Wlaschiha beantworten artig die naheliegenden Fragen der Moderatorin. (Wlaschiha: "Ja, GoT hat mein Leben verändert"). CDU-Generalsekretär, Gemetzel-Fan und Grußwort-Gesandter Peter Tauber zieht Parallelen zwischen Politik und Fantasy ("Mit Andrea Nahles über den Mindestlohn reden oder mit Cersei Lannister streiten - was ist Ihnen lieber?"). Und zwischen Vitrinen und Kostümen begehen die Gäste diese Ausstellung so, wie man das im mittelalterlichen 2015 eben so macht: mit Selfies und Hashtags. Mit der Integration des Ichs in die Serien-Realität.

Die gesamte Ausstellung ist auf dieses Schauspiel im Schauspiel ausgelegt. So können sich die Besucher online für eines der Adelshäuser aus der Serie registrieren. Wollen sie hoch ins virtuelle ewige Eis - in den Norden der Fantasywelt - nehmen sie einfach den Aufzug. Und es ist natürlich kein Problem, selbst zur sehnigen Schreckensfigur zu werden; vor einer grünen Fotowand verwandelt man sich zu einem weißen Wanderer mit irren Augen. Die meisten wollen aber ein Heldenbild von sich auf dem eisernen Thron. Im Grunde also dasselbe Spiel wie in jedem anderen Museum.

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