Fußball-Übertragungsrechte:Yahoo buhlt um Bundesliga-Zusammenfassungen

Highlights der Bundesliga-Spiele online sehen: In der Vergabe von Fußball-Übertragungsrechten wäre dies ein Novum. Yahoo setzt jedoch darauf und bietet um die Rechte der Saison 2013/14 mit. Erfahrungen sammelte der Konzern in den USA und in Großbritannien. Ob es in Deutschland Bedarf an Fußballclips im Netz gibt, bleibt offen.

René Martens

Die Rechte für die Übertragung der Fußball-Bundesliga von der Saison 2013/14 an sind noch nicht offiziell ausgeschrieben, aber die Bewerber bringen sich bereits seit einer Weile in Stellung. In der Wirtschaftswoche hat an diesem Montag nun Heiko Genzlinger, der seit Mitte November als Geschäftsführer von Yahoo Deutschland amtiert, zum wiederholten Male seinen Konzern als Interessenten für Zusammenfassungen im Internet ins Spiel gebracht - die in der Rechtevergabe ein Novum wären.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04

Laufen künftig Zusammenfassungen der Fußball-Bundesliga online vor der ARD-"Sportschau"?

(Foto: dapd)

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wird voraussichtlich parallel zwei Vermarktungsszenarien mit Internet-Zusammenfassungen ausschreiben: Das eine sieht eine Zusammenfassung im Free TV von 18.30 Uhr an und eine spätere Berichterstattung im Netz vor, das andere eine zeitnahe Zusammenfassung online und eine Free-TV-Sendung am späteren Abend. Letztere Variante (Web first) wäre gleichbedeutend mit dem Ende der ARD-Sportschau in ihrer bisherigen Form. Ob es dazu kommen könnte, hängt auch vom Bundeskartellamt ab.

Der Suchmaschinenkonzern will in beiden Fällen mitbieten. Kein Interesse hat Yahoo dagegen an den Live-Rechten fürs Online-Pay-TV, die derzeit die Telekom-Plattform Liga Total hält.

Maschine sucht Inhalt

Erfahrungen mit Fußball-Übertragungen hat Yahoo seit Beginn der Saison 2010/11. Seit dieser Zeit bietet man in Großbritannien Zusammenfassungen der Spiele der Premier League an. Diese finden überwiegend samstags statt, stehen aber erst jeweils von Montag null Uhr an im Netz. In Großbritannien haben Zusammenfassungen grundsätzlich einen höheren Wert, weil, anders als hierzulande, gar nicht alle Partien live übertragen werden, sondern lediglich 138 der 380 Saisonspiele.

Allerdings ist das Rechtepaket, das Yahoo in Großbritannien erworben hat, mit dem Nachteil behaftet, dass es erst von Montag an genutzt werden kann. Aus dem Grund bietet Yahoo von der Premier League nur einzeln abrufbare Zusammenschnitte von vier Minuten Länge - und keine richtige Sendung. "Das ergibt zu einem so späten Zeitpunkt keinen Sinn", sagte Genzlinger der SZ.

Ob Yahoo hierzulande eine richtige Sendung oder nur Highlights jedes Spiels zeigen würde, hängt davon ab, welches Szenario sich durchsetzt. Nur bei der Web first-Variante gäbe es bei Yahoo eine 30- bis 40-minütige Sendung, kündigt Genzlinger an. Ähnlich lang sind die Highlight-Shows, die Yahoo seit mehreren Jahren in den USA aus der Basketball-Liga NBA und der Baseball-Liga MLB anbietet. Es gehe nicht um den Anspruch, redaktionell an die Sportschau der ARD heranzukommen, sagt Genzlinger. Und: "Jemand, der sich auf einem Laptop, einem iPad oder welchem Endgerät auch immer eine Bundesliga-Zusammenfassung anschaut, will keine zweistündige Sendung sehen."

Käme der Deal zustande, würde der Yahoo-Chef gern auch wochentags Bewegtbilder zeigen, vornehmlich historische. Dafür müsste er sich mit der Deutschen Fußball Archiv GmbH handelseinig werden. Die 100-prozentige DFL-Tochter hält Szenen aus allen Bundesligaspielen seit 1963 in digitalisierter Form bereit.

Die große Frage bleibt aber, ob es überhaupt einen nennenswerten Bedarf für das Yahoo-Konzept gäbe. Sogar als bild.de vor einigen Monaten kostenlos den den spanischen Klassiker Real Madrid - FC Barcelona live zeigte und viel Werbung dafür machte, schauten nur 178.000 Menschen zu.

Yahoo kann zumindest darauf verweisen, dass in den USA die Highlight-Shows zu Basketball und Baseball seit mehreren Jahren funktionieren. Die Reichweite von sports.yahoo.com/nba ist laut Genzlinger mit monatlich 24 Millionen Nutzern dreimal so hoch wie die der offiziellen Plattform nba.com, die ebenfalls redaktionell aufbereitete Inhalte anbietet.

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