Marcel Reif, 66, wird von kommender Saison an bei Sky keine Fußballspiele mehr kommentieren - diese Nachricht hat seit Freitag für viel Aufregung gesorgt. Der Spiegel kommentierte: "Der Beste geht." Die Abendzeitung spricht vom Abschied einer "Legende". Reif war 17 Jahre lang bei dem Pay-TV-Sender tätig. Im großen Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht er nun über neue und alte Zeiten, starke Kollegen und gefährdete Kollegen, seine Liebe zur Sprache - und zum ersten Mal über die Gründe für seine Entscheidung:
"17 Jahre! Wenn ich noch mal was anderes machen will, muss ich es jetzt machen. Ich bin 66. Ich hatte ein bisher traumhaftes Berufsleben. Ich kann mich nur in Demut vorm Weltgeist verneigen. Du rufst die Reisekostenstelle am Dienstag an, du bekommst das Material zum Durcharbeiten am Mittwoch. Irgendwann sagst du: Ich brauche einen Wechsel. Routine ist gut. Zu viel Routine ist schlecht."
Exklusiv Fußball:Marcel Reif hört auf bei Sky
Der Fußball-Kommentator und der Pay-TV-Sender gehen nach dieser Saison getrennte Wege.
Reif blickt in dem Gespräch auch auf die großen Veränderungen, die es in seinem Geschäft in den vergangenen Jahren gegeben hat: "Bei einem normalen Bundesligaspiel stehen inzwischen mehr Reporter am Spielfeldrand als beim WM-Finale 1990. Quantitativ ist das alles irre geworden. So ist das. Und wenn man nun auf einem großen Marktplatz steht, muss man lauter schreien. Wie man schreit, und zu welchem Thema man schreit - das muss jeder für sich entscheiden."
Doch nicht nur die Branche selbst hat sich verändert, auch der Umgang der Öffentlichkeit mit öffentlichen Figuren wie Reif: Im Netz werden seine Fußballkommentare ihrerseits unendlich rauf und runter kommentiert. Marcel Reif sagt: "Ich bekomme das zu 99 Prozent nicht mit. Hier und da legt mir mein Sohn mal was Lustiges hin, aber kein Mensch ist ja gezwungen, das alles zu lesen. Das Leben ist zu kurz. Und zu schön." Witzigkeit hat Reif stets abgelehnt, aber nicht zuletzt für seinen trockenen, eher anglophilen Humor ist Reif sehr geschätzt worden. In seinem großen Abschiedsgespräch mit Holger Gertz und Alexander Gorkow zeigt er - nebenbei - noch mal, warum.