Funke soll Springer-Zeitungen übernehmen:Häppchen für Häppchen

Copies of newspapers of German publisher Axel Springer are pictured in newspaper shop in Berlin

Regionalzeitungen des Axel-Springer-Verlags:

(Foto: REUTERS)

Mit der Übernahme von Springer-Blättern könnte die Funke-Gruppe einer der größten Zeitungsverleger in Deutschland werden. Nun soll das Kartellamt den Fall neu prüfen. Aber das kann dauern.

Von Caspar Busse

Dass nicht alles ganz glatt laufen würde, zeichnete sich schon vor einigen Wochen ab. "Das ist ein Fall von erheblichem Gewicht - nicht nur mit Blick auf die beiden beteiligten Unternehmen", sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, Mitte Oktober. Und er fügte an: "Der Fall Funke-Springer ist kein Selbstläufer." Die Äußerungen waren nicht ohne Brisanz. Denn normalerweise ist der Behördenchef bei laufenden Verfahren zugeknöpft. Meldet er sich zu Wort, ist es ihm ernst.

Es geht um ein Mediengeschäft, das schon seit Wochen für Gesprächsstoff in der Branche sorgt. Die Axel Springer AG (Bild, Welt) verkauft ihre beiden Regionalzeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sowie eine ganze Reihe von Zeitschriften, darunter Hörzu, an die Funke-Gruppe in Essen. Das Medienunternehmen, das unter anderem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) herausgibt, soll dafür 920 Millionen Euro zahlen und wäre am Ende einer der größten Zeitungsverleger in Deutschland. Springer-Chef Mathias Döpfner wiederum kappt mit der Transaktion historische Wurzeln und will die Häutung des Berliner Verlagshauses zu einem Digitalunternehmen vorantreiben.

Es steht also einiges auf dem Spiel, nun droht eine weitere Verzögerung um etwa zwei Monate. Die Experten im Bundeskartellamt müssen das Geschäft absegnen, in den vergangenen Wochen liefen bereits viele Gespräche in der Behörde, die in Bonn malerisch direkt am Rhein residiert. Nun sind alle Beteiligten überein gekommen, den bisherigen Kartellantrag zurück zuziehen und einen neuen zu stellen - und zwar unverzüglich, wahrscheinlich noch in dieser Woche. Offenbar hat das Kartellamt dies empfohlen.

Das Problem: Mit dem neuen Antrag läuft die Prüffrist wieder von vorne. Das Kartellamt hat insgesamt vier Monate Zeit für eine sogenannte vertiefte Prüfung, das heißt: Die Behörde kann sich nun bis Mitte oder Ende März alles ganz genau anschauen. Bisher endete die Frist am 11. Januar, nun wird das Ganze also länger dauern.

Das neue kartellrechtliche Genehmigungsverfahren wird in vier Einzelpakete aufgeteilt, ließ Springer wissen. Im ersten Paket soll es um die Zeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sowie Frauenzeitschriften gehen, das gilt als vergleichsweise unproblematisch. Bei dem zweiten Paket geht es um die Programmzeitschriften: Hier könnte es Schwierigkeiten geben, denn Hörzu (Springer) und Gong (Funke) waren bisher Konkurrenten, ernst zunehmender Wettbewerber ist dann nur noch der Bauer-Verlag. Punkt drei und vier sind die geplanten Gemeinschaftsunternehmen für Vertrieb sowie für Vermarktung. Auch hier wird die Kartellbehörde wohl genau prüfen, ob der Wettbewerb beeinträchtigt werden könnte, dazu müssen die anderen Marktteilnehmer befragt werden, das ist aufwendig.

Die Aufsplittung in vier Bereiche sei eine "verfahrensökonomische Maßnahme", heißt es in Bonn. Häppchenweise soll es also schneller und einfacher gehen. Springer erwartet den Abschluss des Geschäftes für das kommende Frühjahr. "Mit einer ersten Entscheidung ist noch in diesem Jahr zu rechnen, mit den übrigen Entscheidungen im nächsten Jahr", teilte der Verlag nun mit. Das aber wollte in Bonn niemand bestätigen. Das Kartellamt will sich offenbar keinesfalls unter Druck setzen lassen.

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