Der Axel-Springer-Verlag hat sich bei der iranischen Justiz dafür entschuldigt, dass seine beiden an diesem Wochenende nach viermonatiger Haft freigelassenen Reporter im vergangenen Herbst ohne die erforderlichen Dokumente eingereist sind. Das geschah allerdings nicht öffentlich, wie zuvor von iranischer Seite gefordert, sondern mittels eines Schreibens, das Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) dem Vernehmen nach am Wochenende in Teheran überreichte.
In dem Brief des Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner an den Chef der iranischen Justiz, Ayatollah Sadegh Laridschani, heißt es: "Eure Eminenz, im Namen der Axel Springer AG möchte ich mich für Ihre Hilfe bei der Lösung des Falles unserer beiden Angestellten Marcus Hellwig and Jens Koch bedanken. Wir bedauern es zutiefst, dass Herr Hellwig und Herr Koch ohne die korrekten Visa in die Islamische Republik Iran eingereist sind und ihre journalistische Arbeit dort ohne die notwendige Akkreditierung aufgenommen haben. Unser Aufsichtsratsvorsitzender Giuseppe Vita hat den Fall in seinem Brief vom 26. November 2010 bereits kommentiert."
Der Reporter Marcus Hellwig, 45, und der Fotograf Jens Koch, 29, waren am 10. Oktober 2010 im Nordwesten Irans festgenommen worden. Sie hatten versucht, den Sohn der wegen Ehebruchs zum Tode verurteilten Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani für die Bild am Sonntag ( BamS) zu interviewen. Es folgten Monate zäher diplomatischer Verhandlungen. Am vergangenen Samstag dann wurden die Männer in einem Schnellverfahren zu Geldstrafen von je 36.500 Euro verurteilt und freigelassen. Die Bezahlung übernimmt der Springer-Verlag.
Am Sonntagmorgen um 4.57 Uhr landeten die Journalisten, begleitet von Außenminister Westerwelle, in Berlin-Tegel, nach 133 Tagen Haft. Westerwelles Erscheinen in Teheran war ebenfalls eine Bedingung für die Freilassung gewesen. Das aus Sicht der international isolierten iranischen Führung erfreuliche Ergebnis: ein Foto - das erste überhaupt von einem deutschen Außenminister mit Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
"Lassen Sie mich Ihnen versichern", schrieb Springer-Chef Döpfner dem Ayatollah Laridschani in seinem Brief, "dass es zu den zentralen Grundsätzen von Axel Springer gehört, dass wir uns strikt an die Gesetze halten. Das wird auch in Zukunft immer so sein. Hochachtungsvoll, Mathias Döpfner."
Über den Gesundheitszustand der beiden Springer-Journalisten lässt sich derzeit nur spekulieren. Die Chefredaktion der BamS wollte sich an diesem Montag zunächst nicht zu Detailfragen äußern. Man wolle die beiden Mitarbeiter in Ruhe ankommen lassen, hieß es.