Frankreich:Die Post macht es Zeitungen schwer

Um ihre Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen, stellt die Post in Frankreich nicht mehr täglich zu. Das Problem: die meisten überregionalen Zeitungen werden auf diesem Weg verteilt.

Von Joseph Hanimann

Die Nachricht kam Anfang April für die durch Corona-Krise und Ausgangsbeschränkung in Frankreich schon gebeutelte Presse wie ein zusätzlicher Schlag. Fortan würden Postsendungen im Land nur noch dreimal pro Woche ausgetragen, gab die Postverwaltung bekannt. Die Hälfte der überregionalen Zeitungen Frankreichs erreichen ihre Abonnenten aber auf diesem Weg und bei manchen Regionalzeitungen, vor allem in abgelegenen Gebieten, steigt der Anteil bis auf 70 Prozent. In den Städten sind überdies immer mehr Zeitungskioske geschlossen. Wie in Deutschland schnellten in Frankreich zwar die Abonnements für die Digitalausgaben nach oben, doch können diese die Erwartungen der angestammten Leser nicht erfüllen.

Die Begründung für die reduzierte Dienstleistung bei der Post lautete, Briefträger und Schalterpersonal müssten vor dem Virus geschützt werden. Das bedeutete auch die Schließung von drei Vierteln der knapp achttausend Postbüros im Land. Die rabiaten wie unkoordinierten Maßnahmen stießen auf Unverständnis, und der Kulturminister Franck Riester mahnte eine schnelle Einigung zwischen Postverwaltung und Pressevertretern an. Letztere hatten zunächst durch eine Anpassung ihrer Ausgaben an den Wochentakt der Post reagiert, indem sie etwa die Wochenendausgabe auf den Freitag vorzogen.

Nun ist ein erster Schritt zu einer Einigung erfolgt. In dem Bemühen, ihr chaotisches Management zu korrigieren, hatte die Post schon in der vergangenen Woche die Austragungstage von drei auf vier erhöht. Demnächst sollen es fünf Tage wöchentlich sein. Die Pressevertreter pochen aber auf die gesetzliche Verpflichtung der Post auf sechs Wochentage und eine Rückkehr zum regulären Betrieb. Postdirektor Philippe Wahl beteuert, das sei auch sein Ziel, erinnert aber daran, dass an den Postschaltern mit vermindertem Personal auch die monatlichen Barauszahlungen für anderthalb Millionen Sozialhilfeempfängern durchgeführt werden müssten. Es sei seine Aufgabe, neben den Zeitungsabonnenten an diese Empfänger zu denken.

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