Focus: Weimer bei Markwort:Neuer Chef bei Focus

Am heutigen Dienstag tritt Wolfram Weimer seine neue Stelle bei Focus an. Seine Funktion nennt sich "Entwicklungschef". Von Herbst an darf er das Blatt dann leiten.

Marc Felix Serrao

Antike ohne Ende, heißt das Buch, das Wolfram Weimer, der künftige Chefredakteur des Focus, dem noch amtierenden Chefredakteur Helmut Markwort, 73, am Montag bei seinem Antrittsbesuch in München als Präsent überreicht hat. Wer wollte, konnte darin, also in dem Titel der Aufsatzsammlung des Berliner Theologen Christoph Markschies, eine Anspielung auf Vergangenheit und Zukunft des Nachrichtenmagazins herauslesen. Nur welche?

Weimers Auftritt bei den Ressortchefs war auch im Burda-Verlag mit Spannung erwartet worden. Viele der Focus-Mitarbeiter empfanden Markworts zähe Stabübergabe als unglücklich. Weimer, 45, der zuletzt Chefredakteur des Cicero war, fungiert bei Burda bis September als "Entwicklungschef", erst dann darf er die Leitung des Magazins zusammen mit Markworts Co-Chefredakteur Uli Baur übernehmen.

"Nun beginnt die Renaissance", soll Weimer bei seinem Einstand dem Vernehmen nach gesagt haben. Das lässt zwei Interpretationen zu. In der freundlichen Variante wollte Weimer Markwort sagen, dass der Focus auch künftig nicht ohne ihn als Herausgeber auskommt; denn darum geht es ja in der Renaissance: die Wiederbelebung und Bewahrung des Geistes in dunkler Zeit. In der unfreundlichen Variante wäre Markwort selbst die dunkle Zeit.

Wie aus dem Hause Burda zu hören ist, soll Weimer in dem rund eineinhalbstündigen Gespräch angekündigt haben, das Magazin, das bisher eher für lange Infografiken und "Nutzwertartikel" bekannt war, für intellektuelle Debatten zu öffnen; trotzdem solle der 1993 gegründete Focus aber ein Nachrichtenmagazin bleiben.

Von einem "Jahr der Veränderung" soll der bekennende Konservative Weimer gesprochen haben. Und davon, dass er den Focus zu einem "Leuchtturm des bürgerlichen Deutschlands" aufbauen wolle. Den kürzlich vollzogenen Mini-Relaunch mit neuem Inhaltsverzeichnis und politischeren Titelgeschichten soll Weimer als "Schritt in die richtige Richtung" gelobt haben.

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