"Focus Money":Glamour im Depot

Verkalkuliert: Ein Frauen-Finanzmagazin und seine Zielgruppe.

Von Meike Schreiber

Es ist ein billiges Klischee, dass Frauen am liebsten Geld ausgeben, teure Handtaschen und Klamotten kaufen, während Männer das Geld verdienen und es clever anlegen. Das stimmt natürlich nicht, denn auch viele Frauen interessieren sich für Geld-Anlage. Insofern ist es prinzipiell eine gute Idee der Redaktion des Anlegermagazins Focus Money, eine Ausgabe zur Abwechslung einmal so zu gestalten, dass es vor allem Leserinnen anspricht. Wie dem Intro des Magazins zu entnehmen ist, sollte es ein Heft sein, dass sich "mehr an der Realität arbeitender Frauen orientiert und nicht "besserwisserisch mit Fachbegriffen" um sich wirft - gestaltet und gelayoutet in Zusammenarbeit mit Instyle-Chefredakteurin Kerstin Weng, mit dem Ziel, auch etwas mehr "Glamour in die Wirtschaft" zu bringen. "Reich ohne Arbeit" lautet der Titel - "Wie Sie völlig stressfrei ein Vermögen aufbauen".

An den Ansprüchen und der Lebensrealität der meisten Frauen, allen voran jener, die auch noch Kinder haben, geht das Heft zum Preis von 4 Euro allerdings völlig vorbei. Nur im Einstieg streifen die Macher des Magazins kurz ein paar Themen, die für Frauen relevant sind, zum Beispiel, welche staatlichen Leistungen Familien beantragen können und welche Berufe Zukunft haben könnten. Auch das Interview mit einer Chefanlagestrategin der US-Investmentbank JP Morgan ist durchaus interessant. Dann aber folgen viele Seiten im Focus-Money-Stil, es geht um den "Glamour-Effekt im Depot", Dividendenstrategien, Tipps für den Kauf von Bitcoins und Discount-Zertfikaten.

Welche berufstätige Frau, noch dazu mit Familie, hat aber ernsthaft Zeit dafür, sich mit Einzelaktien-Strategien zu befassen, geschweige denn, sich mit Zertifikaten oder Kryptowährungen herumzuschlagen? Frauen brauchen schnell umsetzbare Tipps, wie man sich auch ohne Bankberater einen Akteinsparplan zulegt, welche Detailprobleme ein Riester-Rente birgt oder was beim Hauskauf zu beachten ist. Auch die Themen Unterhaltsrecht und Ehevertrag bergen reichlich Stoff, nicht nur für ein Sonderheft "Frauen und Geldanlage", sondern sogar für eine regelmäßige Publikation.

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