Florian David Fitz:Zu hübsch für einen Fiesling

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Eben noch Kampfpilot, bald "Märchenonkel": Im Fernsehfilm Kästner und der kleine Dienstag spielt Fitz den von vielen unterschätzten Schriftsteller Erich Kästner.

(Foto: Andreas Rentz/Getty)

Auf der Anklagebank im interaktiven Film "Terror - Ihr Urteil" saß kein notorischer Bösewicht, sondern ein Publikumsliebling. Dabei will Florian David Fitz doch viel mehr sein.

Von David Denk

Der Darsteller sei "viel zu hübsch" für den Part, schrieb ein nicht unbekannter Fernsehmoderator am Montagabend auf Facebook, nachdem er Terror - Ihr Urteil gesehen hatte. Aha. Ein eigentümlicher Blick auf den Beruf des Schauspielers, der in den sozialen Medien jedoch keine Einzelmeinung darstellte.

Also: Kann ein Mörder aus solch welpenhaft treuherzigen grünen Augen in die Welt blicken? Na klar, natürlich kann er das, aber allein schon, dass die Frage im Zusammenhang mit Florian David Fitz' Besetzung in Terror - Ihr Urteil aufkam, dürfte Regisseur Lars Kraume in seiner Entscheidung bestätigt haben, eben gerade keinen notorischen Fiesling auf die Anklagebank zu setzen, sondern einen Publikumsliebling. Nicht umsonst, aber letztlich vergeblich, wies der Vorsitzende Richter (Burghart Klaußner) vor der Schlussabstimmung darauf hin, sich nicht von persönlichen Sympathien leiten zu lassen.

Fitz verkörpert in dem Fernsehfilm nach dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach den Kampfpiloten Lars Koch, der ein entführtes Flugzeug mit 164 Menschen an Bord eigenmächtig abgeschossen hat, um 70 000 in einem Fußballstadion zu retten, und sich dafür nun vor dem TV-Gericht verantworten muss. In Uniform, glattrasiert und ohne verstrubbeltes Haupthaar umgab den 41-Jährigen die kühle Präzision eines Elitesoldaten. Es änderte nichts daran, dass 86,9 Prozent ihn per Telefon- und Online-Voting freisprachen.

Seinen Ruf als Mädchen-, mittlerweile eher Frauenschwarm, begründete Fitz von 2008 an mit seiner Rolle als unsensibler Oberarzt Marc Meier in der RTL-Comedyserie Doctor's Diary. In seinem Bestreben, mehr zu sein als eine "hübsche Fernsehfresse", wie er einmal sagte, hat der Cousin zweiten Grades der bayerischen Schauspiel- und Kleinkunstgrößen Michael und Lisa Fitz sich in den folgenden Jahren auch sogenannten Charakterrollen zugewendet sowie Drehbücher geschrieben und Regie geführt: Bei seinem großen Publikums- und Kritikererfolg Vincent will Meer (2010) überließ er zumindest die Inszenierung noch einem anderen, bei Jesus liebt dich (2012) übernahm er zum ersten Mal alle drei Funktionen in Personalunion.

Das ist nicht immer eine gute Idee - doch bei ihm ging es bislang auf, weil Fitz weniger von einem übergroßen Ego angetrieben wirkt als von einem aufrichtigen Interesse am Geschichtenerzählen.

Nicht zuletzt hat er das Roadmovie Vincent will Meer aber geschrieben, um selbst mal eine Kino-Hauptrolle abzubekommen. Reizvolle Angebote ließen lange auf sich warten. "Ich habe nie verstanden, warum ich zu manchen Castings nicht einmal eingeladen werde", beschwerte er sich noch 2010. Das Problem hat sich erledigt. Mittlerweile ist es eher die Ausnahme, wenn er mal im Fernsehen zu sehen ist, wie gerade in Terror - Ihr Urteil oder demnächst in Kästner und der kleine Dienstag. Die Melancholie des von vielen als "Kinderbuchonkel" unterschätzten Schriftstellers Erich Kästner steht ihm gut.

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