Hin und wieder, nur ganz selten, da gibt es diese eine Fernsehserie, die mehr bietet als nur Zerstreuung nach einem Arbeitstag. Die mit ihrer Form des Erzählens fesselt, über ihre Visualität künstlerische Grenzen auslotet und mit ihrer Botschaft eine komplette Generation definiert. Nun, Two and a Half Men ist keine dieser Serien. Es ist die Geschichte des saufenden Misogyns Charlie, der seinen selbstgerechten Bruder Alan und dessen zurückgebliebenen Sohn Jake in seinem Strandhaus in Malibu aufnimmt.
Ein gespielter Altherrenwitz mit mehr sexuellen Referenzen als der Playboy, ein Verhohnepipeln von Feminismus und Metrosexualität. Kurz: Eine herrlich verrückte Sitcom und lange Zeit das Lustigste, was im TV zu sehen war.
Am heutigen Donnerstag wird in den USA nach zwölf Spielzeiten die letzte Episode ausgestrahlt. Anders als bei vielen anderen erfolgreichen Produktionen müssen in dieser Doppelfolge keine dramaturgischen Wendungen entstrickt werden - die spannendste Frage lautet deshalb: Wird Charlie Sheen noch einmal auftauchen? Schließlich lautet der Titel des Finales "Of Course He's Dead" - natürlich ist er tot. "Die Zuschauer werden sehr, sehr zufrieden sein mit der letzten Folge, mehr kann ich nicht sagen", sagt Erfinder Chuck Lorre.
Eigentlich kann das nur bedeuten, dass Sheen dabei ist - schließlich waren die Zuschauer mit der Serie nur zu Lebzeiten der Figur Charlie zufrieden.
Zu erfolgreich, um abgesetzt zu werden
Der Bruch kam am Ende der achten Staffel: Sheen überwarf sich mit Lorre und der Protagonist wurde für tot erklärt. Bis dahin war es eine wunderbar geschriebene und perfekt getimte Sitcom mit liebenswerten Charakteren und herausragenden Darstellern: Sheen spielte sich quasi selbst, es gab die motzende Haushälterin Berta (Chonchata Ferrell), die skurrile Stalkerin Rose (Melanie Lynskey) und die attraktive Analphabetin Kandi (April Bowlby).
Die Serie war zu erfolgreich (allein in den USA sahen mehr als 16 Millionen Menschen pro Folge zu), um sie nach Sheens Rausschmiss abzusetzen. Ashton Kutcher übernahm die Rolle des Milliardärs Walden Schmidt, der nach einem Selbstmordversuch das Strandhaus übernimmt und Alan (Jon Cryer) weiterhin dort wohnen lässt. Die Serie war von diesem Zeitpunkt an, es ist nicht anders zu formulieren, nur noch stinklangweilig. Das lag gewiss nicht nur an Kutcher, sondern vor allem daran, dass eine harmlose Geschichte über zwei weiße Singlemänner so schal daherkommt wie eine vor drei Tagen geöffnete Cola.
Two and a Half Men war acht Jahre lang lebendig, erfrischend und spritzig - einige Momente wie etwa der Auftritt von Charlie als Kindermusik-Star mit der Liedzeile "Ich hab' Mamas Busen satt" dürften noch lange in Erinnerung bleiben. In den vergangenen vier Spielzeiten allerdings siechte die Serie dahin, das Ende kommt eher einem Gnadentod gleich als einem feurigen Finale.
Es war eine bemerkenswerte Sitcom, doch auch wenn Sheen in der letzten Episode auftauchen sollte, wird kaum jemand bemerken, dass sie danach weg ist.