Süddeutsche Zeitung

Filmsatire über Guttenberg:Lach- und Plagiatsgeschichten

Bald feiert Karl-Theodor zu Guttenberg seinen 40. Geburtstag. Ob er sich freut, dass er so jung zu filmischen Ehren kommt? Geplant ist ein Streifen über das Leben des gefallenen Politstars, der nach der Affäre um seinen nunmehr aberkannten Doktorgrad mittlerweile in den USA lebt. Doch Hollywood ist fern. Als Vorbild dienen die Satiren "Schtonk!" und "Kir Royal".

Katharina Riehl

Im Sommer 2007 verkündete der Fernsehregisseur Dieter Wedel, dass er gerne einmal das Leben von Horst Seehofer (CSU), damals Angela Merkels Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, verfilmen würde. Der war zu jener Zeit bekanntlich wegen eines unehelichen Kindes in Bedrängnis geraten. "Lug, Betrug, Intrigen, Machtkämpfe" seien in dessen Biographie zu finden, erklärte Wedel: alles in allem also "ein spannender Stoff".

Den Film gibt es bis heute nicht, doch hat Wedel mit ähnlichen Ankündigungen zu Jürgen Möllemann und Edmund Stoiber sein Gespür dafür bewiesen, dass Politik sich vor allem dann an ein Massenpublikum verkaufen lässt, wenn ihre Akteure dramatische Vorlagen liefern, also auch mal ordentlich danebenschießen. Bild, zuverlässiger Seismograph deutscher Befindlichkeit, titelte und argumentierte an diesem Sonntag zwar mit der CSU - doch von dem mit Spannung erwarteten CSU-Parteitag in Nürnberg und den weniger spannenden Ergebnissen war nicht die Rede. Stattdessen wurde exklusiv verkündet, dass Produzent Nico Hofmann, der große Mann der Geschichts-Verfilmungen, das Leben des gefallenen CSU-Ministers Karl-Theodor zu Guttenberg in Szene setzen will.

Hofmann hat nicht vor, eine Art Biographie vorzulegen. Er plant eine Satire im Stile von "Schtonk!", Helmut Dietls Aufarbeitung des Skandals um die Hitler-Tagebücher, der 1992 (neun Jahre nach der Affäre beim Stern) ins Kino kam. Oder von "Kir Royal", jener Serie, die von den Abenteuern des Münchner Gesellschaftsreporters Michael Graeter inspiriert war. Der in Folge seiner Plagiatsaffäre nach Amerika geflüchtete Guttenberg wird in wenigen Wochen seinen 40. Geburtstag feiern, kommt also recht jung zu filmischen Ehren. Doch auch Graeter war erst Mitte 40, als "Kir Royal" erstmals lief. Allzu lange kann man mit solchen Stoffen nicht warten, wenn die Satire noch von irgendjemandem verstanden werden soll.

Nico Hofmanns Firma Teamworx hat die deutsche Vergangenheit umfassend fürs Fernsehen rekonstruiert. Er verfilmte die Geschichte des Hitler-Attentäters Stauffenberg, aus Helmut Kohl und Rudi Dutschke etwa machte er biographische Doku-Dramen, in denen sich gespielte Schlüsselszenen mit realen Archiv-Bildern oder auch Interviews mit Zeitzeugen abwechseln. Das Drama "Dresden" sollte so etwas wie der Sound des Krieges sein. Eine fiktionale Abbildung des Leben und Leiden von Hannelore Kohl ist in Arbeit, ein TV-Event über Feldmarschall Rommel wird in Frankreich gedreht.

Dass bei Guttenberg nun alles anders, nämlich humorvoll, erzählt werden soll, ist nicht nur deshalb sinnvoll, weil der betroffene Protagonist sonst juristisch aktiv werden könnte. Gelungene Satire dagegen zählt zur Kunst, und man könnte vom Freiherrn bestimmt viel lernen über Politiker-Karrieren in Berlin. Für die Hauptrolle ist Jan-Josef Liefers erwünscht. Der Film mit dem Arbeitstitel "Der große Bruder" wird zeigen müssen, was Satire leisten kann. Die CSU jedenfalls hat schon ganz anderes überstanden. Die Frage ist nur, ob das Werk dem Minister a.D. die Rückkehr verbaut oder begünstigt.

Als Guttenberg 2010 mit TV-Moderator Johannes B. Kerner nach Afghanistan fuhr, sagte Dieter Wedel: "Wenn man dauernd gelobt wird, läuft man Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren." Auch das wirkt heute fast schon wie Satire. So ähnlich übrigens, wie die ausgebreiteten Arme des Ministers am Times Square in New York. Es war durch und durch eine filmreife Szene.

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SZ vom 10.10.2011/ros/lala
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