Süddeutsche Zeitung

Filmreihe zum Tod:Schlag ins Gesicht

Die Trauer um Bud Spencer beschert Kabel Eins zweistellige Marktanteile. So schmerzhaft das Wiedersehen für seine Fans ist - so schön ist es auch: Bud ist der einzige alte Freund, der - in seinen Filmen - nicht gealtert ist.

Von David Denk

Ein Mann stirbt, und auf Facebook posten Menschen mehr oder minder appetitlich arrangierte Gerichte mit Hülsenfrüchten. So ist das im Jahr 2016. "Bud Spencer Tribute Lunch" hat einer das Foto seiner puristischen Kombination aus weißen und Kidneybohnen betitelt. Der am Montag gestorbene italienische Schauspieler hat sich um die Gesundheit seiner Fans ähnlich verdient gemacht wie der Spinatliebhaber Popeye. Dessen muskulöse (merkwürdigerweise) Unterarme sind ebenso untrennbar mit seinen Ernährungsgewohnheiten verbunden wie die vier Fäuste für ein Halleluja von Spencer und Filmpartner Terence Hill. Ohne Haurein kein Haudrauf.

Die Bilder auf Facebook sind ein Versuch mit der Trauer umzugehen, die ja immer auch eine über den (schleichenden) Verlust der eigenen Jugend ist - ein Memento Mori. Kinder, die längst Erwachsene sind, haben früher Bud Spencers Filme inhaliert, und ringen dem Tod nun einen Hauch von Versöhnlichkeit ab, indem sie sich an den Wiederholungen der Klassiker erfreuen. Der zweite von drei Bud-Spencer-Abenden bescherte Kabel eins am Mittwoch zweistellige Marktanteile. So traurig es ist - so schön ist es auch, dieses Wiedersehen. Denn im Gegensatz zu seinen haarlosen, schmerbäuchigen Fans hat der gute alte Bud sich kein Stück verändert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3057097
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.07.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.