Filmprojekte über die Odenwaldschule:Missbrauch als "erbärmliche Vorstellung"

Den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule widmen sich zwei unterschiedliche Spielfilmprojekte. Unklar ist jedoch noch, wie das heikle Thema umgesetzt werden soll - ob als fiktionales Fernsehspiel oder Buchverfilmung fürs Kino.

Christopher Keil

Es gab schon einmal zwei oder drei oder vier konkurrierende Entwürfe eines Romy-Schneider-Filmes. So genau weiß man das ja gar nicht mehr. Am Ende, 2009, lief dann nur eine Ausstrahlung in der ARD, die inzwischen gerne von den Dritten Programmen in den späten Abendstunden wiederholt wird.

Podiumsdiskussion an der Odenwaldschule

Schauplatz in Kino und Fernsehen: Zwei Spielfilmprojekte über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule.

(Foto: dpa)

Insofern ist es eigentlich wenig aufregend, dass derzeit zwei unterschiedliche Stoffe zum Thema Odenwaldschule, also zum Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in einem geschlossenen Erziehungssystem, entwickelt werden. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) lässt gerade von den Autoren Sylvia Leuker und Benedikt Röskau ein Buch für ein fiktionales Fernsehspiel schreiben, die Produzenten der Firma Dreamtool wollen eine Kinoversion der Vorgänge herstellen. Dreamtool hat dafür die Rechte eines Buches gekauft, das ein ehemaliger Schüler der Odenwaldschule schrieb.

Dass der Opferverein Glasbrechen einer Buchverfilmung, also der Geschichte eines Betroffenen, näher steht als einer freien Stoffentwicklung, die das zeitgeschichtliche Geschehen sehr viel freier, fiktionaler darstellen wird, wäre verständlich. Gewissermaßen als Vertreter des WDR präsentierte Benedikt Röskau Glasbrechen offenbar, was er plant: Es habe sich um eine "erbärmliche Vorstellung" gehandelt, zitiert DWDL ein Mitglied des Opfervereins.

Dabei wird wohl Christoph Röhl Regie führen, Ende der 80er selbst einmal zwei Jahre Odenwaldschüler, der bereits einen respektablen Dokumentarfilm über das, was in dem Landerziehungsheim passierte, gemacht hat. Drehbuchautor Röskau sagt: "Ich befürworte, dass es noch ein Projekt gibt."

Wie auch immer, beide Projekte brauchen zunächst eine verfilmbare Handlung, und Dreamtool braucht möglicherweise noch eine Finanzierung.

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