Film über Playboy:ARD ergänzt Sachs-Doku

Gunter Sachs und Brigitte Bardot

Gunter Sachs und Brigitte Bardot 1966 in Las Vegas.

(Foto: AFP)

Eigentlich sollte am kommenden Montag ein wohlwollendes Porträt von Gunter Sachs in der ARD laufen. Sohn Rolf sagt darin über seinen Vater: "Er hatte einen sehr großzügigen, aber gesunden Umgang mit Geld." Wegen Offshore-Leaks wird der Film nun kurzfristig überarbeitet.

Von Sarah Ehrmann, Hamburg

Es gibt in St. Moritz diese Bobbahn, die Olympia Bobrun St. Moritz-Celerina. Gunter Sachs liebte die riskanten Abfahrten auf der Natureisbahn, Kopf voraus ins Tal. Dabei schaute zu: die Bardot, Sachs' größte Eroberung und damalige Ehefrau. Das war Mitte der 60er, und Sachs lebte den Deutschen ein Jetset-Leben vor - Frauen, rauschende Feste, Urlaube in St. Tropez und auf Sylt - das im biederen Wirtschaftswunderland mit Häme, Bewunderung und Gier der Boulevardblätter begleitet wurde. Im Alter von 78 Jahren fuhr er waghalsig noch einmal die Cresta-Bahn hinunter.

In einer 75-minütigen Dokumentation, die nun in Hamburg vorgeführt worden ist und kommenden Montag in der ARD läuft, zeichnen die Spiegel-TV-Autoren Jens Nicolai und Kay Siering das ungewöhnliche Leben von Gunter Sachs nach. Es ist ein wohlwollendes Porträt jenes Mannes, der das Bild des Gentleman-Playboy viele Jahre pflegte und befeuerte - und sich im Alter darauf reduziert fühlte. Dass Nicolai und Siering zum ersten Mal mit Sachs' engsten Familienangehörigen sprechen konnten - mit der Witwe Mirja und den Söhnen Rolf, Gunnar und Alexander - sowie mit langjährigen Weggefährten wie Samir Sibaei, Roman Polanski und Jackie Stewart, ist bemerkenswert. Die Familie scheute über Jahrzehnte hinweg Interviews und äußerte sich auch nach Sachs' Freitod im Jahr 2011 nicht.

Was Nicolai und Siering erst am Abend vor der Filmvorführung erfuhren, wie sie sagten: Dass der Millionenerbe und Kunstsammler Sachs Teile seines Vermögens in Firmenkonstruktionen in Steueroasen gesteckt hatte. Und dass einige dieser Firmen weder in seinen letzten Steuererklärungen noch im offiziellen Erbschaftsinventar angegeben wurden. Das ergaben Recherchen des Investigativressorts der Süddeutschen Zeitung sowie des NDR und der Schweizer Sonntagszeitung - die mit weiteren internationalen Medien ein Datenkonvolut, die sogenannten "Offshore-Leaks", auswerteten und dabei auf den Namen Sachs und dessen Offshore-Firmen auf den Cook-Inseln, in Panama und Luxemburg stießen.

Beim NDR, der den Film federführend betreute, habe man seit ein bis zwei Wochen von den Vorwürfen gewusst, sagte NDR-Redakteurin Barbara Denz. Dass man im Programmbereich Dokumentation und Reportage davon offenbar nichts erfahren hat, soll intern zu Verstimmung geführt haben. "Er hatte einen sehr großzügigen, aber gesunden Umgang mit Geld", sagt Sohn Rolf im Film. "Er hat das so sehr elegant jongliert." Nicolai und Siering ergänzten den Film nun um einige Textstellen, in denen sehr vorsichtig formuliert ist, dass Sachs wohl auch die Facette eines "findigen Finanzjongleurs" gehabt haben soll.

"Was wir heute zeigen, ist der Stand der jetzigen Erkenntnisse", sagte Denz. Möglich, dass der Film am Wochenende noch einmal bearbeitet werde. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann nannte es Zufall, "dass internationale Medien ausgerechnet heute fragen, wie solidarisch Gunter Sachs dabei war, seinen Reichtum zu teilen". Er machte klar, dass dies weder Thema des Abends noch des Films sein sollte: "Das wird vor Gericht geklärt werden, nicht hier."

Der Gentleman-Playboy, ARD, Montag, 21 Uhr. Trailer hier in der Mediathek.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Textes hatte sich ein Tippfehler eingeschlichen. Sachs wurde als "windiger" statt als "findiger" Finanzjongleur bezeichnet.

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