Festnahme am Flughafen Berlin-Tegel:Al-Jazeera fordert Freilassung von Journalisten

  • Die deutsche Bundespolizeit hat einen 52-jährigen Mann mit ägyptischer und britischer Staatsbürgerschaft festgenommen. Gegen ihn läge ein internationaler Haftbefehl aus Ägypten vor.
  • Laut Al-Jazeera handelt es sich bei dem Mann um den in der arabischen Welt prominenten Journalisten Ahmed Mansour.
  • Der Fernsehsender fordert dessen Freilassung des Journalisten. Mansur selbst sagte, Deutschland dürfe "sich nicht zum Gehilfen der ägyptischen Regierung" machen.

Ägyptisch-britischer Journalist in Berlin festgenommen

Der in der arabischen Welt prominente Al-Dschasira-Journalist Ahmed Mansour ist am Flughafen Berlin-Tegel festgenommen worden. Die Bundespolizei bestätigte am Samstagabend, dass ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Journalist aus Ägypten festgenommen wurde, als er am Nachmittag nach Doha fliegen wollte. Der Sender Al-Jazeera erklärte auf seiner Internetseite, bei dem Mann handele es sich um Mansur. Es seien Anwälte vor Ort.

Staatlichen Medien zufolge will Ägypten die Auslieferung Mansours erwirken. Dies meldete die Nachrichtenagentur Mena unter Berufung auf einen ungenannten Vertreter des ägyptischen Innenministeriums. Mansour gehört zu den bekanntesten TV-Journalisten der arabischen Welt. Für seine Interviewsendung Bi La Hudud (Ohne Grenzen) hatte er in dieser Woche in Berlin den deutschen Dschihad-Fachmann Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) interviewt.

Mansour in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt

Ein Strafgericht in Kairo hatte Mansour im vergangenen Jahr in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, im Frühjahr 2011 während der Proteste gegen den damaligen Herrscher Husni Mubarak auf dem Kairoer Tahrir-Platz an der Folter eines Anwalts beteiligt gewesen zu sein. Der Sender wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.

Mansour soll die britische Staatsbürgerschaft haben. Die Bundespolizei wollte die Identität des Mannes nicht bestätigen. Nach Angaben eines Sprechers liegt gegen ihn ein Haftbefehl aus Ägypten vor. Es gehe um mehrere, nicht näher genannte Delikte. Inzwischen habe das Bundeskriminalamt den Haftbefehl übermittelt. Er sollte dem Mann noch am Samstagabend eröffnet werden. Die Entscheidung darüber, ob der Haftbefehl aufrechterhalten werde, liege beim Berliner Generalstaatsanwalt, sagte der Sprecher. Mansur selbst behauptet indes, sein Haftbefehl sei allein von deutschen Behörden veranlasst worden.

Arabischer Sender fordert umgehende Freilassung

Al-Jazeera veröffentlichte im Internet ein kurzes Video, das Mansour am Flughafen Tegel zeigt. Darin erklärt der Journalist, alle Vorwürfe seien erfunden und gefälscht. Nach Angaben des Senders wird ihm unter anderem Vergewaltigung und Raub vorgeworfen. Demnach erklärt Mansour, er bedauere es, dass sich Deutschland zum Helfer des ägyptischen Regimes mache. Er hoffe, dass sich das Missverständnis bald auflöse.

Die Regierung in Kairo betrachtet den Sender Al-Jazeera mit Sitz in Doha als Unterstützer der in Ägypten mittlerweile verbotenen Muslimbrüder. Der Sender gilt als scharfer Kritiker von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Die ägyptische Armee hatte mit ihm an der Spitze vor fast zwei Jahren nach Massenprotesten den ersten frei gewählten Staatschef Mohammed Mursi abgesetzt, der zu den Muslimbrüdern gehört.

Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in Kairo drei Reporter von Al-Jazeera zu sieben Jahren Haft verurteilt, darunter den Australier Peter Greste. Den Männern war vorgeworfen worden, die Muslimbrüder unterstützt zu haben. Mittlerweile sind sie wieder frei. Der Fall wird neu verhandelt.

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